Es war schon im Sommer, da haben sich Gerüchte über den finanzmaroden Zustand von Villgrater Bergfleisch verdichtet. Von Zusperren war die Rede und von Insolvenz. Anfang September kam dann zutage, dass kaum mehr Schlachtungen stattfinden würden und Lieferanten auf ihr Geld warten müssten. Seitens der Führung wurde aber immer beschwichtigt. Ja. Es gebe finanzielle Engpässe, hat man zugegeben. Aber man sei auf gutem Wege eine Lösung zu finden. Von einer sensiblen Thematik war die Rede.

Dann wurde Andreas Schett, Bürgermeister von Innervillgraten, Gründungsmitglied und Gesellschafter, konkreter. Er definierte den Hintergrund der Finanzmisere. „Es wurde beim Bau des Schlachthofes in Außervillgraten mehr investiert, als ursprünglich geplant“, ließ Schett wissen. Das habe dazu geführt, dass die Raiffeisenbank Villgratental als Kreditgeberin als Bank nicht geeignet war, weil sie zu klein ist. Das Projekt Schlachthof war nicht ausfinanziert. 700.000 Euro waren als Investitionen veranschlagt, geworden sind es mehr. „Wir hatten ungünstige Voraussetzungen. Es hat zudem Zwischenfälle gegeben, die uns Geld gekostet haben“, sagte Schett. Und das Land soll das Projekt mit 35 Prozent gefördert haben.

Andreas Schett glaubte bis zuletzt an eine Rettung der Gesellschaft
Andreas Schett glaubte bis zuletzt an eine Rettung der Gesellschaft © KK/Privat

Roman Kraler, der seit Juli 2023 Geschäftsführer von Villgrater Bergfleisch ist – vor ihm hatte Andreas Schett auch diese Position inne – wurde noch einen Deut konkreter. Er sagte bereits im September: „Der Schlachthof wurde gar nicht finanziert, man hat vergessen, die Finanzierung fertig zu machen.“ Seinen Angaben zufolge habe es auch intern unter den dreizehn Gesellschaftern Querelen gegeben. „Wir haben sie zusammengeholt, dass sie an einem Strang ziehen“, informierte Kraler. Schon im September kündigte er eine Entscheidung in zwei bis drei Wochen an.

„Es gibt 55 Gläubiger“

Geworden sind es sechs Wochen, bis man den Weg zum Konkursrichter eingeschlagen hatte. Noch in der Vorwoche sagte Andreas Schett, dass man mit einem Investor in Verhandlungen stehe. Diese sind offensichtlich kläglich gescheitert. Am Mittwoch stellte die Villgrater Bergfleisch GmbH beim Landesgericht Innsbruck den Konkursantrag. Der Kreditschutzverband KSV1870 spricht von Bankverbindlichkeiten, die mehr als eine Million Euro ausmachten. Dazu gibt es noch Außenstände bei Lieferanten. Einer dieser Lieferanten meldete sich nach Bekanntwerden des Konkurses verärgert bei der Kleinen Zeitung. Er wetterte, dass er um Tausende Euro umfalle. Und er informierte, dass die Verbindlichkeiten „1,4 Millionen Euro betragen und 55 Gläubiger betroffen sind“.

Die Gesellschaft Villgrater Bergfleisch wurde bereits 2021 gegründet. Der Spatenstich für den Bau des Schlachthofes erfolgte im April 2022. Eineinhalb Jahre hat das Unternehmen überlebt. Es sollte ein Vorzeigeprojekt für die regionale Verarbeitung und Vermarktung von Fleisch werden. Man setzte auf kurze Transportwege, schonenden Umgang und stressfreie Schlachtung und auch auf Direktverkauf und die Herstellung von Fertiggerichten. Doch das „Villgroter Stickl“ in Fleischform wurde zu einem „Villgroter Stickl“ verfehlter Finanzpolitik.