Der kreisrund ausgestochene Teig liegt schon bereit, mit dem Portionierer kommt die Füllung darauf, dann wird die Teigtasche zugeklappt und gekrendelt, also kunstvoll verschlossen. Stück für Stück entstehen in der Manufaktur an der Grazer Straße in Gratkorn Tausende Schlipfkrapfen. „Das Grundrezept stammt von meiner Oma, ich habe es nur ganz leicht adaptiert. Es ist das beste Rezept“, erzählt Monika Grausgruber (38). Sie stammt aus Lienz. Beim Schlipfkrapfen machen hat sie einst der Oma zugeschaut und geholfen. Als gelernte Köchin war sie dann viel unterwegs – von Lech bis Mallorca. Schlipfkrapfen hat sie überall gemacht, meist als Vorspeise. „Und ich habe darauf gutes Feedback bekommen“, sagt sie. Da habe sie sich gedacht, das ist etwas, das man überall gut verkaufen kann. So ist sie in Gratkorn gelandet und hat ihr Unternehmen gegründet.
Starkes Wachstum
Mit den Schlipfkrapfen – ähnlich wie Kärntner Kasnudeln, „nur besser“, grinst die Firmengründerin – hat für Monis vor elf Jahren alles angefangen. Sie wollte die Osttiroler Spezialität in ihre neue Wahlheimat, die Steiermark, bringen. Produziert wurde zuerst in der eigenen Küche daheim, 2016 gründete sie eine GmbH. Dann wuchs die Manufaktur rasch: Das Produktportfolio wurde immer größer, von saisonalen Ravioli über vegane Käferbohnen-Falafel und sogar Eis wurde alles in Gratkorn produziert. Auch einen eigenen Fuhrpark gab es, der zuletzt ein Drittel der Firmengröße ausmachte, in vielen Supermärkten war die Firma mit einem eigenen, gebrandeten Mini-Tiefkühler vertreten.
Nach einem starken Wachstumskurs Ende 2022 und Anfang 2023 mit neuen Investoren kam dann im Sommer letzten Jahres der harte Schlag: Die Teuerungen hatten dazu geführt, dass die Kundschaft im Supermarkt seltener in die Tiefkühltruhe griff, die Prognosen im Handel waren düster, zugleich hatte Grausgruber aber einiges in neue Packungsgrößen investieren müssen. Eine Insolvenz war nicht mehr abwendbar. Die Produktion wurde geschlossen, zehn Mitarbeiter verloren ihre Jobs, Fuhrpark und Tiefkühltruhen wurden verkauft.
Im Herbst letzten Jahres begann Grausgruber aber, sich zurückzukämpfen. „Einer der Investoren hat mich gefragt, ob ich das will und ob ich glaube, dass wir es schaffen können“, erzählt sie. Ihre Antwort, ohne lange überlegen zu müssen: „Ja, natürlich!“. Nach dem Neustart ist einiges so wie in den Anfangsjahren: Das Team ist auf drei geschrumpft („Das hat auch seine Vorteile“), die Chefin krendelt wieder persönlich in der Produktion, statt eines eigenen Fuhrparks und Vertriebssystems liefert man die Ware direkt an Zentrallager. Das Sortiment wurde auf fünf Produkte zurückgefahren, neben den Schlipfkrapfen gibt‘s jetzt noch Spinat-Ricotta-Ravioli, Kaspressknödel, Semmelknödel und süße Erdbeer-Topfen-Knödel. Alle Produkte können übrigens auch vor Ort in der Grazer Straße 58 in Gratkorn gekauft werden (Dienstag bis Freitag, 8 bis 14 Uhr).
Zurück bei Spar – und so gut wie nie gelistet bei Billa Plus
Im Dezember 2023 fuhr Grausgruber erstmals wieder Ware an ein paar Kaufleute rund um Graz aus – eine wohltuende Erfahrung. „Mir haben alle gut zugeredet“, erzählt sie. Auch mit Spar und Rewe nahm sie wieder Kontakt auf. „Da war ich froh, dass wir früher so schnell gewachsen sind. Damit habe ich mir schon einen Namen gemacht – sonst hätte ich das niemals geschafft.“ Mit Spar war der Kontakt nie abgerissen, hier sind ihre Produkte bereits in den steirischen Interspar-Filialen zurück, kleinere Filialen haben ebenfalls die Möglichkeit, sie ins Sortiment aufzunehmen. Kürzlich kam dann auch die großartige Nachricht vom Rewe-Konzern: „Wir haben die Zusage für alle 144 Billa-Plus-Filialen österreichweit“, freut sich die Unternehmerin: „So gut waren wir noch nie gelistet.“
Das Ziel ist also erneut Wachstum. „Natürlich soll‘s einen Erfolg haben, sonst brauche ich es ja nicht zu machen“, sagt Grausgruber pragmatisch. An den Erfolg ihres Unternehmens glaubt sie fest: „Ich habe nie aufgehört, positiv zu sein.“