Immer am 15. Oktober findet der weltweite „Tag der Sternenkinder“ statt, der allen Kindern gewidmet ist, die während der Schwangerschaft oder während der Geburt sterben. Rein statistisch endet jede fünfte Schwangerschaft unvorhergesehen. Die Selbsthilfegruppe Sternenkinder in Osttirol, die Stadtgemeinde Lienz, Bergmeister Bestattung und das Ensemble PerSonare laden in Lienz zu einer Gedenkveranstaltung.
Klare Rechtslage in Österreich
Seit zehn Jahren wirkt Maria Radziwon als Seelsorgerin am Bezirkskrankenhaus Lienz. Sterben Kinder vor, während oder unmittelbar nach der Geburt, spricht der Gesetzgeber, je nach den Umständen, von einer Fehlgeburt, einer Totgeburt oder einer Lebendgeburt. Die Kinder werden liebevoll Sternenkinder genannt und erhalten für ihren Platz in der Erinnerung einen Namen. Falls die Eltern es wünschen, ist eine Eintragung in das Personenstandsregister möglich. Erst seit einigen Jahren darf die Mutter in der Folge Krankenstand oder Mutterschutz in Anspruch nehmen. Ganz neu ist die Möglichkeit, als Kassenleistung von einer Hebamme betreut zu werden.
„Wir bieten im Krankenhaus Gelegenheit, das Kind kennenzulernen, es zu betrachten und in aller Ruhe die kostbare Zeit miteinander zu erleben“, erklärt Radziwon. Am Friedhof der Stadt Lienz gibt es ein Kindergrab. Bei frühen Schwangerschaftswochen finden mehrmals im Jahr gemeinsame Beerdigungen statt, zu denen die betroffenen Familien eingeladen sind. Bei Kindern mit einem Körpergewicht von mehr als 500 Gramm sieht der Gesetzgeber eine Bestattungspflicht vor. Es ist dann auch möglich, am Heimatfriedhof ein eigenes Grab zu errichten. „Bei allen Fragen zur Verabschiedung und Beerdigung stehe ich gemeinsam mit Hebammen, Ärzten und dem Pflegepersonal sehr gerne zur Seite“, erläutert die Krankenhaus-Seelsorgerin.
Einladung zur Andacht an alle, die an verstorbene Kinder denken
Zur Andacht, die heute um 16 Uhr beim Kindergrab am Friedhof in Lienz beginnt, sind nicht nur aktuell betroffene Eltern, Freunde und Familien eingeladen, sondern alle, denen das Andenken an verstorbene Kinder am Herzen liegt. „Auch, wenn ein solches Erleben vielleicht schon Jahrzehnte zurückliegt: Die Liebe zu den Sternenkindern bleibt“, sagt Radziwon. „Bitte eine Kerze oder ein Grablicht mitbringen, das dann während der Feier entzündet werden kann.“ Die Lichter sollen sicht- und spürbar machen, dass niemand vergessen ist, sondern in der Erinnerung ein Teil der Lebensgeschichte bleibt. „Auch, wenn die Lebenszeit nur sehr kurz war.“
Austausch in der Selbsthilfegruppe Sternenkinder
Monika Pucher-Schweiger leitet die Selbsthilfegruppe Sternenkinder in Lienz. „Wir teilen unsere Trauer und unsere Gefühle und verstehen einander so gut, weil wir selbst betroffen sind. Manche kommen einmal zu einem Treffen, andere regelmäßig und über viele Jahre. Nicht nur Mamas und Papas, auch Omas und Opas spüren Schmerz, Unsicherheit und haben Fragen. Reden im vertrauensvollen Rahmen hilft.“ Die Gruppe trifft sich jeden ersten Mittwoch im Monat um 18 Uhr in den Räumlichkeiten des Selbsthilfetreffs in Lienz, Rechter Iselweg 5a.
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