Am 20. Oktober ist in Osttirol der Equal Pay Day – jener Tag, ab dem Frauen statistisch gesehen das restliche Jahr ohne Bezahlung arbeiten, während Männer weiterhin verdienen. Der jährliche Einkommensnachteil von Frauen im Bezirk Lienz liegt bei 19,8 Prozent, was umgerechnet 10.388 Euro weniger im Jahr bedeutet. Das bedeutet, dass Osttirolerinnen insgesamt 73 Tage unbezahlt arbeiten. Tirolweit fällt der Equal Pay Day auf den 21. Oktober, österreichweit erst auf den 1. November.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf bleibt Problem
Ein weiteres zentrales Problem sieht Müller in den unzureichenden Möglichkeiten, Familie und Beruf zu vereinen. Sie fordert ein flächendeckendes Angebot an ganztägigen, kostenlosen Kinderbetreuungseinrichtungen sowie mehr Pflegeangebote, um insbesondere pflegende Angehörige zu entlasten – da dies oft Frauen betrifft. „Frauen übernehmen unentgeltlich die Arbeit, wenn diese Strukturen fehlen,“ erklärt Müller. „Kinderbildung und Betreuung sind keine Luxusgüter, sondern Grundvoraussetzungen für Chancengleichheit.“
Auch Sonja Föger-Kalchschmied, ÖGB-Landesfrauenvorsitzende, fordert einen Kurswechsel in der Frauenpolitik. „Wir brauchen tiefgreifende Reformen, um strukturelle Ungleichheiten zu beseitigen,“ sagt sie und verlangt unter anderem eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, von der besonders Frauen profitieren würden. Zudem müsse die unbezahlte Care-Arbeit gerecht aufgeteilt werden, um Frauen den Weg in die wirtschaftliche Unabhängigkeit zu ebnen. Von der künftigen Bundesregierung erwartet sie konkrete Maßnahmen und keine Lippenbekenntnisse: „Es ist Zeit für Einkommensgerechtigkeit und eine ernsthafte Frauenpolitik.“