Frauen sind im öffentlichen Raum kaum präsent. Es gibt wenig Denkmäler für Frauen. Das haben drei Mitarbeiterinnen der Einrichtung pro mente mit ihren Klientinnen feststellen müssen, als sie in der Stadt Lienz einen „Frauen-Stadtspaziergang“ unternahmen.

Nur drei Straßen sind nach Frauen benannt, und kein einziger Platz. Diesem offenkundigen Mangel stellt Maria Auer, Leiterin von pro mente in Lienz, ihre Hoffnung entgegen, dass es in der Stadt vielleicht auch einmal einen Elisabethplatz geben könnte. Pro mente zeigt erstmals Arbeiten aus der Begleitung von Menschen mit psychischen Erkrankungen öffentlich.

Frauen gewähren Einblick in ihre Lebensgeschichten

Zehn Klientinnen von pro mente erzählen in Bildern aus ihren Biografien. Eine Frau wünscht sich, dass „Täter über ihr Verhalten nachdenken.“ Eine andere hat sich aus der Gefangenschaft der Drogensucht befreit. Die Aufsteller sind bis Mitte November am Johannesplatz ausgestellt. „Ich bedanke mich bei euch für das In-Besitz-Nehmen des öffentlichen Raumes in unserer Stadt“, erklärte die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik zur Ausstellungseröffnung.

„Wir Frauen werden übersehen. Freundliches Warten auf eine Aufforderung, uns doch zu zeigen, wird ignoriert. Und dass es von allein besser wird, gehört in das Reich der Märchen.“

Die pro-mente-Mitarbeiterinnen Alexandra Breitegger, Nina Oberthaler und Nadine Lukasser haben mit Elisabeth Blanik und Leiterin Maria Auer die Ausstellung eröffnet
Die pro-mente-Mitarbeiterinnen Alexandra Breitegger, Nina Oberthaler und Nadine Lukasser haben mit Elisabeth Blanik und Leiterin Maria Auer die Ausstellung eröffnet © Christoph Blassnig

Die Bilder sollen ermutigen und persönliche Potenziale aufzeigen

Die Mitarbeiterinnen Nina Oberthaler, Alexandra Breitegger und Nadine Lukasser ermutigen ihre Klientinnen und Klienten zur Veränderung. Die Klientinnen widmen sich unter therapeutischer Anleitung ihrer jeweiligen Biografie. Die für die Ausstellung „Osttirol makes HERstory“ gestalteten Werke „beinhalten demnach nicht nur die Lebensgeschichten der Künstlerinnen, sondern sollen auch das Potenzial der Selbstbestimmung zum Ausdruck bringen“, heißt es in einem Text zum Projekt.

Die Werke der Frauen sollen andere ermutigen und Potenziale aufzeigen
Die Werke der Frauen sollen andere ermutigen und Potenziale aufzeigen © Christoph Blassnig

Unter großem Beifall wurde die Ausstellung am Johannesplatz eröffnet. Maria Auer lobte den Mut der zehn Klientinnen: „Wir bedanken uns mit unserem Applaus dafür, dass ihr eure Geschichte mit uns allen öffentlich teilt.“

pro mente tirol in Zahlen

Einrichtungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen bietet pro mente tirol von Lienz bis Reutte. 300 Mitarbeiter begleiten pro Jahr 1500 Klienten und leisten Hilfe zur Selbsthilfe.