Pfadfinder in Osttirol sind alles andere als verstaubt. Die beiden Gruppen in Lienz und Dölsach bieten jungen Menschen eine einzigartige Mischung aus Abenteuer, Gemeinschaft und Lernen. Mit Aktivitäten in der Natur, Zeltlagern und einer starken Betonung auf Teamgeist ziehen sie naturbegeisterte Kinder und Jugendliche an. Von den jüngsten Wichteln und Wölflingen bis hin zu den älteren Rangern und Rovern finden alle Altersgruppen eine spannende Plattform, um sich zu entfalten.

Neustart mit Herzblut und frischem Team

Stefanie Lamprecht und Julia Schedl
Stefanie Lamprecht und Julia Schedl © Pfadfinder Lienz

Die Pfadfindergruppe Lienz-Dolomiten kann auf eine lange Tradition zurückblicken – seit 1931 sind Kinder und Jugendliche in der Gruppe aktiv. Nach einer ruhigeren Phase hat die Lienzer Gruppe kürzlich mit einem neuen Betreuerteam und frischem Elan durchgestartet. Obmann Marcus Gradnig hat viel Engagement gezeigt und das Team neu formiert. „Bei uns geht es um Herzblut und Leidenschaft. Die Pfadfinder haben bei mir persönlich so viel bewirkt, dass ich noch heute davon profitiere und es gern weitergeben möchte“, erklärt Betreuer Dorian Brunner, der selbst seit 19 Jahren Pfadfinder ist, seine Motivation. Gemeinsam mit Florian Bruckner und Hannes Schedl betreut er die Guides und Späher. Sie treffen sich immer dienstags von 18 bis 19.30 Uhr zur Heimstunde. Für die Jüngsten, die Wichtel und Wölflinge, sind Stefanie Lamprecht und Julia Schedl verantwortlich. Sie treffen sich immer montags von 17.30 bis 19 Uhr.

Dorian Brunner, Florian Bruckner und Hannes Schedl
Dorian Brunner, Florian Bruckner und Hannes Schedl © Pfadfinder Lienz

Die Heimstunden finden nicht nur im Vereinsheim am Egger-Lienz-Platz 2 statt. „Heimstunde heißt nicht, dass wir immer drinnen sind. „Wir gehen Fußballspielen, übernachten im Zelt oder bauen Dinge. Es geht darum, Naturerfahrungen zu sammeln, Teamgeist zu entwickeln und Freundschaften zu knüpfen“, erzählt Brunner. Doch wer geht eigentlich noch zu den Pfadfindern? „Naturbegeisterte und Kinder, die gern draußen sind und die es zum Glück noch gibt“, so Brunner.

50 Jahre Pfadfinder in Dölsach

Gleich nebenan, in Dölsach, hat sich eine ebenso engagierte Pfadfindergruppe etabliert. Die Pfadfindergruppe Dölsach-Agunt feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen und bietet ebenfalls ein reichhaltiges Programm, „um den Kindern den richtigen Pfad fürs Leben zu ebnen“, wie Obmann Michael Halbfurter erklärt. Die Pfadfinder in Dölsach sind bekannt für ihre einfallsreichen Aktivitäten und ihre starke Gemeinschaft. Die Gruppe zählt aktuell 120 Mitglieder, davon etwa 100 Kinder und 20 Betreuer.

„Wir sind eine der größten Pfadfindergruppen Tirols“, sagt Halbfurter nicht ganz ohne Stolz. Auch hier finden wöchentliche Heimstunden statt, bei denen die Kinder schnitzen, basteln, kochen und sich mit der Natur auseinandersetzen. „Es geht darum, dass die Kinder nicht nur draußen sind, sondern auch lernen, Verantwortung zu übernehmen und im Team zu arbeiten“, erklärt Halbfurter. Die Dölsacher haben sogar ein eigenes Pfadfinderkreuz am Stronacherkogel. Mit einer Messe wurde hier am 21. September das neue Pfadfinderjahr eingeläutet.

Ein Höhepunkt für beide Gruppen – in Lienz und Dölsach – sind die Sommerlager. Hier schlafen die Pfadfinder in Zelten, meistern Herausforderungen und lernen, sich in der Natur zurechtzufinden. Besonders spannend ist die sogenannte „Überstellungswanderung“, bei der die Kinder und Jugendlichen in die nächste Altersstufe aufsteigen. „Wir bereiten eine Wanderung mit Übernachtung und vielen Rätseln und Aufgaben vor. Wenn sie diese Herausforderungen meistern, erreichen sie die nächste Pfadfinderstufe“, erklärt Brunner. Das sorgt nicht nur für ein Gefühl des Stolzes, sondern stärkt auch das Selbstvertrauen der jungen Pfadfinder.

Neben den Abenteuern in der Natur liegt der Fokus auf der Vermittlung von Werten. Die Pfadfinderbewegung setzt auf Respekt, Verantwortung und Teamgeist. „Wir arbeiten eng zusammen und helfen uns gegenseitig. Wenn jemand bei einer Aufgabe nicht weiterkommt, dann unterstützen die anderen“, erklärt Brunner. Denn der Pfadfinderkodex lautet „So gut ich kann“, und wenn es mal nicht reicht, dann packen die anderen mit an.

Mehr als nur Uniformen und Abzeichen

Oft reduziert man die Pfadfinder auf Klischees wie am Lagerfeuer sitzen und Kekse backen, aber die Realität sieht ganz anders aus. „Was wir schon machen ist, am Lagerfeuer zu sitzen. Typisches Fehlklischee ist, dass man Kekse bäckt und Kekse verkauft. Das ist amerikanischen Ursprungs“, betont Brunner. Auch gibt es bei den Pfadfindern Uniformen, Halstücher, Aufnäher und Abzeichen. „Diese symbolisieren, was wir schon erreicht haben. Aber es geht nicht um das Äußere, sondern darum, was man gemeinsam erlebt und welche Werte man verinnerlicht“, erklärt Brunner.

Wer neugierig geworden ist und selbst Teil dieses Abenteuers werden möchte, für den stehen die Türen bei den Pfadfindern offen. Sie freuen sich über neue Gesichter, die Lust auf Freundschaft, Abenteuer und unvergessliche Erlebnisse in der Natur haben. Denn hier wird nicht nur gepfadfindert – hier wird gelebt.