Wenn ein Kind von Gewalt berichtet, wie reagiert man? „Es ist immer richtig, das Kind zu loben, ihm zu glauben, es zu trösten. Dann sollte man sich selbst Unterstützung holen“, rät die Pädagogische Hochschule Tirol in Unterlagen zur Gewaltprävention und sexuellen Bildung für Kinder von sechs bis elf Jahren. Eine mögliche Anlaufstelle ist der Verein Selbstlaut, eine Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche mit Sitz in Wien.
Der Verein Selbstlaut hat einen Spieleparcours gestaltet
Der Verein Selbstlaut bietet Informationen zur Vorbeugung, dazu Beratung sowie Verdachtsbegleitung und hat einen Spieleparcours konzipiert, der bis November auf Schloss Lengberg besucht werden kann. Anmeldungen nimmt Stefan Schrott, Direktor der Volksschule Süd in Lienz, unter direktion@vs-lienzsued1.tsn.at an. Schrott hat diese Mitmach-Ausstellung mit dem Titel „Vom Wissen, Fühlen und Hilfe-holen“ erstmals nach Osttirol geholt. Den Parcours hat die Pädagogische Hochschule angekauft und stellt ihn Schulen zur Verfügung.
„Wir sind im Zuge von Fortbildungen auf dieses Angebot aufmerksam geworden“, berichtet der Schulleiter. „Doch das Thema ist zu wichtig, um es nur an unserer Schule zu besprechen. So ist das Projekt gewachsen und kann dank der Unterstützung des AufBauWerks bis Mitte November allen angeboten werden, die Interesse haben.“ Zwölf Termine sind bereits vergeben. Volks- und Mittelschulen kommen jeweils montags und dienstags von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr.
Das AufBauWerk auf Schloss Lengberg stellt seinen Freizeitraum für den Parcours zur Verfügung, die Jugendlichen des AufBauWerks bereiten anschließend eine Jause für die Gruppen zu. An Donnerstagen können soziale Dienstleister im Jugendbereich das Angebot nutzen. Der Besuch ist kostenlos. Die Schüler aus Schlaiten wurden von ihren Eltern in Fahrgemeinschaften zum Bahnhof in Lienz gebracht und sind mit dem Bus bis nach Nikolsdorf gefahren. Zum Schloss Lengberg sind es dann noch zehn Minuten Fußmarsch.
Kinder dürfen über ihre Gefühle sprechen
Es gibt schöne und blöde Berührungen, das lernen Kinder sehr früh. Manchmal liegt eine Berührung auch zwischen diesen Beschreibungen. Es kommt außerdem darauf an, von wem die Berührung ausgeht. Darüber denken die Kinder zum Beispiel bei der Station „Wer darf was?“ nach, und stellen die Gefühlsampel auf grün, auf gelb oder auf rot.
„Auch die Schule muss ein Ort zum Wohlfühlen sein“, sagt Stefan Schrott. An einer weiteren Station im Parcours gibt es einen schematischen Plan einer Schule mit Darstellungen eines Klassenzimmers, eines Turnsaals, einer Bibliothek, von Toiletten und Computerräumen. Die Kinder dürfen, wieder nach dem Ampelsystem, jene Orte markieren, an denen sie sich am wohlsten fühlen oder vor denen sie vielleicht sogar Angst haben. Zu Orten mit vielen roten Steinen kann man dann besprechen, was man tun könnte, damit es dort weniger unangenehm ist.
Aufklären über Kinderrechte, Gewalt ist verboten
Alle Volksschulen begleitet die Lehrerin und Lernberaterin Gudrun Bergmann durch den Parcours. „Eine Station widmet sich den Kinderrechten, die eindeutig zu wenig bekannt sind“, unterstreicht Bergmann. Der Prozentsatz jener Kinder, die von den Eltern körperliche Gewalt erfahren müssen, sei nach den Erfahrungen in Beratungsstellen sehr hoch.
„In Osttirol vielleicht noch einmal höher als anderswo, weil Gewalt vielfach immer noch als normale Erziehungsmaßnahme angesehen wird“, führt die Lehrerin an. „Gewalt ist verboten. Unsere Kinder müssen ihre Rechte kennen und haben ein Recht auf Schutz. Kinder haben nicht nur Pflichten.“