Friedrich Wieser ist 48 Jahre alt und Inhaber der gleichnamigen Tischlerei in Strassen. Es gibt eigentlich keinen Kundenwunsch, der bei Wieser nicht erfüllt werden kann: Man baut Treppen, Küchen, Bäder, Fenster und Türen, Rundum- und Sonderlösungen für die Hotellerie, öffentliche sowie private Auftraggeber. Und darauf ist der Firmenchef stolz. „In Krisenzeiten hat sich immer wieder bewährt, dass wir nicht nur auf einen oder wenige Bereiche spezialisiert sind“, erklärt der Tischlermeister, dessen Vater das Unternehmen vor 61 Jahren gegründet hat. Alles kommt aus der Werkstatt in Strassen, die Tischlerei kauft überhaupt keine Fertigteile zu.
Der Innungsmeister legt Wert auf eine gute Ausbildung
„Das ist meine Philosophie. Mein Kunde bekommt, was er bestellt. Und zwar von mir, und nicht aus einem Katalog. Bei mir steht das Handwerk hoch im Kurs“, beschreibt sich Friedrich Wieser sein Berufsverständnis. Und als Osttiroler Innungsmeister legt er großen Wert auf eine grundlegende Facharbeiterausbildung: „Wer gelernt hat, Handwerkzeuge anhand seines Auges mit seiner Hand genauestens zu führen, der überträgt dieses Wissen und das nötige Gespür für das Material Holz auch auf eine Maschine.“
Vor einer Woche hat wieder eine Abschlussklasse von Tischlergesellen die Zeugnisse erhalten, Friedrich Wieser war wie immer unter den Gratulanten. „Es ist eine Freude zu sehen, dass alle mit einem positiven Abschluss in ihr Berufsleben starten, ein Drittel sogar mit Auszeichnung. Unser Bezirk bleibt ein guter Nährboden für das Handwerk.“
Der eigene Tischlerbetrieb in Strassen wächst kontinuierlich
Über Jahrzehnte konnte der Tischlereibetrieb in Strassen kontinuierlich wachsen. 2005 hat Friedrich Wieser die Betriebsfläche verdoppelt. Knapp zwei Jahrzehnte später ist vor wenigen Monaten der jüngste Ausbauschritt fertiggestellt worden: 3,9 Millionen Euro hat der Innungsmeister erneut investiert. Und das mitten in einer veritablen Wirtschafts- und Kreditkrise. „Ich jammere nicht, aber wir spüren die Teuerungen bei den Personalkosten und beim Material natürlich wie alle anderen auch, daraus mache ich kein Geheimnis. Wir hatten schon länger eine Erweiterung geplant, die ursprünglich auch deutlich umfangreicher angedacht war. Ich habe auf das notwendige Maß reduziert. Und trotzdem bleibt eine Millioneninvestition eine Herausforderung. Erst recht in Zeiten wie diesen.“
Herzstück in der Maschinenhalle ist eine computergesteuerte Werkzeugmaschine (CNC). Um preislich am Markt mithalten zu können, muss die Handwerkskunst der Mitarbeiter nämlich möglichst effizient eingesetzt werden. Viel Zeit spart da die neue CNC-Anlage zum Beispiel bei Fräsungen, die häufig wiederholt werden und präzise ausgeführt sein müssen.
Auf dem neuesten technischen Stand ist nun auch wieder die Absauganlage, die feine Holzspäne von den Maschinen holt, ausfiltert und dem Heizsystem zuführt. Auch in der Lackierhalle und im Schleifraum werden Verunreinigungen der Luft aufgefangen. „Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind für mich keine Schlagworte, sondern gehören seit Jahrhunderten zum Tischlerhandwerk“, ist Wieser überzeugt.
25 Mitarbeiter planen, fertigen und montieren auf Kundenwunsch
Von den insgesamt 25 Mitarbeitern sind aktuell fünf, bald schon sechs, in der Planung, Projektbearbeitung und Verwaltung tätig. Sie haben neue Büros erhalten. Für Kundengespräche steht ein einladender Raum zur Verfügung. Die Heizanlage, die sich früher mitten in der Werkstätte befand, ist aus Sicherheitsgründen vollständig ausgelagert worden. Um weiteren Platz zu schaffen, hat Friedrich Wieser auf das Bestandsgebäude, das noch sein Vater errichtet hatte, ein Stockwerk aufgesetzt.
Ein Teil der Mitarbeiter ist flexibel einsetzbar, sei können ihre Talente also gleichermaßen im Möbelbau und in der Bautischlerei unter Beweis stellen: „Viele von ihnen sind über Jahre in unserem Betrieb. Auch das werte ich als ein positives Signal, und zwar für uns alle.“
Unterstützung, Verantwortungsgefühl und Zusammenhalt findet Wieser nicht nur bei den Mitarbeitern, sondern auch in seiner Familie. Noch sind die eigenen Kinder zu jung, um an eine Nachfolge im Familienbetrieb zu denken: „Ob sie einmal einsteigen wollen oder nicht, werden sie bei Zeiten selbst entscheiden. Unabhängig davon sollte ein Unternehmen gesund sein und niemals in einen Investitionsrückstand geraten, der irgendwann nicht mehr bewältigt werden kann. Bei allen Überlegungen blicken wir in die Zukunft unseres Betriebes.“