Am Biobauernhof von Philipp Gstinig und Gertraud Kurzthaler in Oberlienz fand Montagabend das Sommergespräch des Bauernbundes statt. Bezirksbauernobmann, Landtagsabgeordneter und Bürgermeister Martin Mayerl sagte bei der Eröffnung: „Wir leben in einer gesättigten Gesellschaft, in der manche von Sorgen und Unzufriedenheit geplagt sind. Dennoch wissen wir Bauern, dass man zuerst säen muss, bevor wir ernten können. Auch wenn uns politisch einiges gelungen ist wie etwa die rasche Entnahme des Wolfs, die Ausgestaltung der EU-Agrarpolitik oder die Bewältigung von Waldschäden, so verspüre ich bei manchen Bäuerinnen und Bauern Zukunftsängste. Viele fragen sich, ob die zukünftigen Generationen auf unseren Höfen noch Chancen in einer Gesellschaft haben, die immer mehr von Bürokratismus und Egoismus getrieben wird.“
Im Hinblick auf die Nationalratswahl sagte Mayerl: „Wenn es um Wahlen geht, dann zählt nicht Vergangenes, sondern Visionen für die Zukunft. Auch wenn Politik kein Wunschkonzert ist und es immer auch darum geht Mehrheiten zu finden so können wir zumindest versprechen, dass wir uns auch in Zukunft für die Rahmenbedingungen auf unseren Höfen einsetzen werden. Mit Norbert Totschnig, der Landesspitzenkandidat in Tirol, ist auch weiterhin eine starke Stimme in Wien haben.“
Geisler: „Von Anzeigen lasse ich mich nicht beirren“
Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler gab einen Einblick in landespolitische Entwicklungen: „Während im Jahr 1954 noch 45 Prozent der monatlichen Ausgaben auf Ernährung und alkoholfreie Getränke entfielen, so waren das 2020 gerade einmal 12 Prozent. Natürlich hat sich seit 1954 einiges geändert, aber dennoch zeigt dieser Vergleich, dass wir nicht müde werden dürfen, Bewusstsein für den Stellenwert gesunder und regionaler Ernährung zu schaffen.“
Im Kampf gegen den Wolf betonte Geisler, dass er am Tiroler Weg der raschen Entnahmemöglichkeit per Verordnung weiterhin festhalten werde: „Von Anzeigen diverser selbsternannter Tierschutzorganisationen werde ich mich nicht beirren lassen. Problematisch wird es jedoch, wenn eine NGO aus dem weit entfernten Wien einen Almbauern in Osttirol klagt. Sie haben keine Ahnung von der harten Arbeit unserer Almbauern und verfolgen nun einen Menschen, der gerade einen Teil seiner Herde verloren hat.“ Ein großes Anliegen sei Geisler die gute Zusammenarbeit mit der Jägerschaft, die im Kampf gegen den Wolf eine wesentliche Rolle spielt. „Längerfristig gesehen wird uns der Kampf gegen Wolf und Bär nur gelingen, wenn wir starke politische Vertreter auf allen Ebenen haben. Wir brauchen starke Stimmen in den Parlamenten in Wien und Brüssel, sonst werden wir uns mit unseren Anliegen nur schwer Gehör verschaffen können.“
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig war Hauptreferent des Abend: „Mein Ziel ist es, dass wir in 20 Jahren noch eine wettbewerbsfähige, nachhaltige und aktive Land- und Forstwirtschaft in einem vitalen, ländlichen Raum haben. Dazu brauchen die Bäuerinnen und Bauern verlässliche Unterstützung und müssen auch in der kommenden Bundesregierung vertreten sein. Die Volkspartei ist die Partei der Mitte und die einzige Partei, die sich konsequent für die Bevölkerung im Land einsetzt.“