Zahlreiche Blitze kündigten am Sonntagnachmittag Unheil über dem Virgental an, bald darauf entlud sich ein Unwetter mit heftigen Regenfällen. Die Wassermassen stürzten über die Bäche zu Tal und lösten mehrere Murenabgänge aus. Zum Teil kam es zu Verklausungen. Die L24 Virgentalstraße wurde verlegt und musste ab der Gemeindegrenze zwischen Virgen und Prägraten für den Verkehr gesperrt werden. Die Landesstraße war über die Länge von 60 Metern und bis zu zwei Meter hoch verschüttet. Auch weitere Begleitstraßen und –wege waren nicht mehr passierbar.

Der Zopsenbach fand in seinem Bachbett keinen Platz mehr, Felder wurden vermurt
Der Zopsenbach fand in seinem Bachbett keinen Platz mehr, Felder wurden vermurt © KK/Wildbach- und Lawinenverbauung

Die Gemeinde Prägraten am Großvenediger war nur mehr für Einsatzkräfte und über einen freigeräumten Notweg erreichbar, die Strom- und Wasserversorgung war jedoch zu jeder Zeit sichergestellt. Es kam zu Wassereinbrüchen in einige Häuser, deren Bewohner aber nicht evakuiert werden mussten. Die Feuerwehr pumpte die betroffenen Räume aus.

Fabian Mair, Kommandant der Feuerwehr Prägraten, hatte mit seiner Mannschaft alle Hände voll zu tun
Fabian Mair, Kommandant der Feuerwehr Prägraten, hatte mit seiner Mannschaft alle Hände voll zu tun © KK/Privat
Die Einsatzkräfte waren an vielen Stellen gefordert
Die Einsatzkräfte waren an vielen Stellen gefordert © KK/Feuerwehr Prägraten

Lokalaugenschein durch Geologen und die Wildbachverbauung

Am Montagvormittag erkundeten Mitarbeiter der Landesgeologie sowie der Wildbach- und Lawinenverbauung aus dem Hubschrauber die Lage. Gegen Mittag versammelte Bürgermeister und Einsatzleiter Gottfried Islitzer alle Verantwortlichen zu einer Lagebesprechung. Bagger räumten inzwischen weiter die Straßen. 80 Personen waren mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. „Praktisch alle Bäche in der Gemeinde haben Hochwasser und Muren geführt oder sind verklaust“, erklärte Islitzer am Montag zu Mittag. „Glücklicherweise sind keine Personenschäden zu vermelden. Die Schutzbauwerke vor Ort haben gehalten und Schlimmeres verhindert. Unser vorrangiges Ziel ist es, den Straßenweg schnell wieder freizubekommen und die Anbindung von Prägraten wiederherzustellen.“

Bürgermeister Gottfried Islitzer koordinierte als Einsatzleiter die Aufräumarbeiten
Bürgermeister Gottfried Islitzer koordinierte als Einsatzleiter die Aufräumarbeiten © Christoph Blassnig
Auch Zuchteltalbach und Wunbach verlegten Verkehrswege
Auch Zuchteltalbach und Wunbach verlegten Verkehrswege © KK/Wildbach- und Lawinenverbauung

Die Landesstraße ist seit dem Montagabend, 19.30 Uhr, wieder befahrbar

Auf der Landesstraße L24 ist schweres Gerät im Einsatz. Die Durchlässe unter der Straße müssen freigelegt werden, sodass das Wasser wieder durch diese rinnen kann. Sobald diese Arbeiten abgeschlossen sind, können die entstandenen Schäden an der Fahrbahn repariert werden. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Baubezirksamtes arbeiten aktuell unter Hochdruck daran, die Straße noch heute wieder für den Verkehr freizugeben“, bedankte sich Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler am Montag per Aussendung für deren Einsatz. In der Stunde von 17 bis 18 Uhr kündigten die Verantwortlichen eine erste Möglichkeit zur Durchfahrt an.

Am Montagabend ist die L24 Virgentalstraße schließlich wieder für den gesamten Verkehr freigegeben worden. Im Bereich des Ortsteils Hinterbichl ist die Straße bis auf Weiteres nur einspurig im Gegenverkehr befahrbar und wird mit Verkehrszeichen geregelt. „Morgen, Dienstag, werden die Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten fortgesetzt“, teilte das Land in einer Aussendung mit. „Es kann gegebenenfalls zu Verkehrseinschränkungen kommen. Eine Sperre der Straße ist nach derzeitigem Kenntnisstand jedoch nicht mehr notwendig.“

Bagger räumten die Straßen frei
Bagger räumten die Straßen frei © KK/Feuerwehr Prägraten

60 Liter Niederschlag in 20 Minuten

Am Sonntag waren im hinteren Virgental innerhalb von nur 20 Minuten bis zu 60 Liter pro Quadratmeter an Niederschlag gefallen, begleitet von Blitz und Donner. Die Wetterlage war jedoch weder außergewöhnlich noch unüblich für August, erklärt dazu Reinhard Prugger vom Wetterdienst meteo experts in Lienz. „Durch die heißen Tage der vergangenen Woche ist viel Energie in der Luft. Die resultierenden Gewitterzellen entladen sich sehr punktuell. Es ist Sommer, solche Wetterlagen haben wir öfter.“ Im Raum Spittal, etwa in der Gegend um Baldramsdorf, fielen bis zu 80 Liter pro Quadratmeter vom Himmel. „Der Lienzer Talboden lag genau zwischen diesen beiden Systemen, daher hat es in der Stadt kaum geregnet.“ Genaue Vorhersagen für die nächsten Stunden und Tage seien nicht möglich. Prugger: „Wir sehen solche lokalen Gewitter erst eine halbe Stunde, bevor es losgeht.“

55 Millionen Euro für die Wildbach- und Lawinenverbauung in Tirol

In Summe mussten in Tirol heuer rund 18 Projekte für Sofortmaßnahmen nach Muren, Rutschungen und Steinschlägen umgesetzt werden. Alleine die Sofortmaßnahmen im heurigen Jahr betragen rund 3,5 Millionen Euro, die Tätigkeiten der WLV im Jahr 2024 umfassen 55,9 Millionen Euro.

Die Muren hinterließen Schäden an den Straßen
Die Muren hinterließen Schäden an den Straßen © KK/Feuerwehr Prägraten