„Bist du verrückt? Was machst du denn nicht noch alles?“, werde sie oft gefragt, lacht Cäcilia Wieser. Die Jungschar, dazu Kinderliturgie, der Familienverband, der Pfarrgemeinderat, der Pensionistenverband, die Sternsingeraktion, um nur einige Aktivitäten zu nennen. „Es vergeht wirklich kein einziger Tag, an dem ich nicht beschäftigt bin. Aber Rasten ist einfach nichts für mich.“
Den Fleiß im Elternhaus gelernt
Ihre Ruhelosigkeit hat die gebürtige Villgraterin als Kind gelernt. Der Vater war überaus fleißig, arbeitete in Vollzeit und war weitum geschätzt für seine Hilfsbereitschaft. Die Arbeit am Bergbauernhof verrichteten deshalb die Mutter und ihre Kinder. Cäcilia war die älteste Tochter. „Wir waren richtig begeistert und ehrgeizig bei der Sache. An einem Regentag haben wir uns von der Feldarbeit ein bisschen ausgeruht und die Wäsche gemacht.“ Arbeit mache das Leben süß, sagt die Vielbeschäftigte. Obwohl ihre eigenen fünf Kinder natürlich längst erwachsen sind, zählen sie immer noch sehr auf die Unterstützung ihrer Mama. „Ich mache das alles gerne. Ehrenamtliche Arbeit empfinde ich überhaupt als eine solche Bereicherung. Man muss nicht für jeden Handstreich Geld bekommen. Man erhält viel zurück, sollte man selbst einmal Hilfe benötigen.“
Im Hochsommer für das Krippenspiel proben
Allein im Familienverband in Sillian hält Cilli, wie sie von allen genannt wird, rund 240 Familien zusammen. Schon jetzt, im Hochsommer, leitet sie alle 14 Tage Proben für das heurige Krippenspiel. Aufgeführt wird die Version von Reimmichl, dem verstorbenen Geistlichen, der mit bürgerlichem Namen Sebastian Rieger hieß. „Das Stück ist im Dialekt geschrieben und deshalb schwierig zu lernen. Wir machen aber gute Fortschritte.“ Wenn alles nach Plan läuft, dürfen sich die Besucher heuer auf eine besonders prächtige Aufführung freuen, mit Unterstützung der Landesmusikschule und des Chores der Mittelschule.
Spenden für jene, „die nicht auf die Butterseite gefallen sind“
Bis zum Patrozinium in der Pfarrkirche Sillian am kommenden Donnerstag müssen noch mindestens 500 Kräutersträuße gebunden werden. „Wir sammeln alles, was die Natur hergibt“, sagt die Organisatorin. „Zehn verschiedene Kräuter werden es bestimmt wieder sein.“ Früher haben die Frauen diese Kräutersträuße verschenkt. Jetzt geben sie die geweihten Büschel bei der Prozession gegen freiwillige Spenden weiter. Von diesem Geld zehren Familien, „die nicht auf die Butterseite gefallen sind und sich manches nicht leisten können.“
Die Frauen verabschieden sich nach dem kirchlichen Hochfest bis zum Palmenbinden vor Ostern. Die Spenden aus dieser Aktion kommen dann den Jugendlichen in der Jungschar zugute. Ein ganzes Jahr lang müssen sie davon zehren. „Farbstifte, Papier und Bastelzeug ist teuer geworden.“
Ihre Eltern waren ihr ein gutes Vorbild, zeigt sich Cilli Wieser dankbar. „Mein Vater werkte als Vorarbeiter beim Wegbau und hat am meisten angepackt. Sein Tempo im Galopp hat die anderen motiviert.“ Ihr Motto hat sie also von ihm: „In kurzer Zeit möglichst viel erreichen, und alles mit Hausverstand und Freude tun.“