Im Via Iulia Augusta Kultursommer arbeiten drei Oberkärntner Gemeinden tälerübergreifend zusammen und bieten Einheimischen wie Gästen ein reichhaltiges Kulturprogramm. Dafür verantwortlich zeichnet die Intendatin Helga Pöcheim, und sie wählt gerne besondere Orte entlang der namensgebenden Straße. Die Römerstraße Via Iulia Augusta nimmt in Aquileia in der Region Friaul Julisch Venetien ihren Anfang und verbindet über den Plöckenpass und den Gailbergsattel, auf einer Strecke von exakt 50 römischen Meilen (rund 75 Kilometer), die nördlichste Römerstadt Italiens, Iulium Carnicum (heute Zuglio) mit Aguntum (nahe Lienz), der einzigen Römerstadt der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino.
Auf halbem Weg zur Passhöhe erfuhren die Teilnehmer, darunter der Kulturpolitiker, Diplomat und ehem. Österreichs Botschafter in den USA, Wolfgang Waldner, vom traditionsreichen „Leitersteig“, der über Jahrtausende von der Kreuztratte auf direktem und sicherem Weg in die Plöcken (Plöckenhaus) führte. Er gilt heute als der älteste erhaltene Wegabschnitt von Mauthen zum Plöckenpass und harrt seiner Wiederbelebung. Infrastrukturmaßnahmen am europäischen Stromnetzausbau könnten dafür die Voraussetzungen schaffen.
Laut den Ausführungen von Hannes Guggenberger verläuft entlang der Karnischen Alpen zwischen dem Zollnersee (Lago di Salderies) im Osten und dem Obstanser See im Westen der älteste Grenzabschnitt des heutigen Österreich, ebenso einer der ältesten Europas. Die angrenzenden Gebiete gelten daher als uralte und besonders spannende Kulturkontaktzone.
Am Kreuzberg, wie der Pass bis vor gut 200 Jahren genannt wurde, grenzte im Frühmittelalter das damals von den Langobarden beherrschte Italien an das slawisch Fürstentum Karantanien, einer der Keimzellen des heutigen Österreichs. Zur Zeit des Patriarchenstaates von Aquileia (Friaul) verlief über den Plöckenpass der wichtigste Verbindungweg zwischen den Residenzorten der Grafen von Görz, Görz (Gorizia) und Lienz. Darauf folgend war das Habsburgerreich über den Plöckenpass mit der Republik von Venedig verbunden. Im Jahr 2025 sind die Nachbarorte Nova Gorica und Gorizia europäische Kulturhauptstadt.
Nach einem Felssturz im Dezember 2023 ist die Plöckenpassstraße bekanntlich auf italienischer Seite das ganze Jahr 2024 über nicht befahrbar. Im Bewusstsein um die jahrtausendealte Tradition des Verbindungsweges über die Karnische Alpen, der zum allergrößten Teil zu Fuß beschrittenen wurde, machte man sich auf Schusters Rappen auf nach Timau.
Von Bahnhof zu Bahnhof von Oberdrauburg bis Carnia
Ab der Passhöhe und den Felsinschriften ging es also unter der Leitung von Hannes Guggenberger zu Fuß voran in Richtung Laghetti di Timau. Man beschritt im Abstieg den „Weg des Respectus“. Dieser führt auf der dem Kleine Pal gegenüberliegenden, sichereren Seite ins Tal. Nach Querung der Collinetta-Alm und einer Felspassage (Malpasso) gelangte die Gruppe über einen uralten Serpentinenweg bis an die Staatsstraße und weiter bis zur Trattoria Laghetti. Hervorzuheben ist unter den zahlreichen Teilnehmern der Wandergruppe ein älteres, deutsches Ehepaar, das zu Fuß in dreizehn Tagesetappen vom bayrischen Berchtesgaden über die Alpen bis nach Tolmezzo unterwegs war. Sie schlossen sich in Mauthen der Gruppe an, um sicher voranzukommen und Wissenswertes zu erfahren. Wie sanfter Tourismus, gewürzt mit einer kräftigen Brise Kultur, funktioniert, zeigte sich an dieser netten Begegnung.
Weitwanderwege von Ort zu Ort sind seit Jahren im Trend und bieten großes touristisches Potenzial. Die Wandersaison beginnt zeitig im Frühjahr und geht bis in den Spätherbst, wirkt also Saison-verlängernd. So bezeichnete auch der frühere Chef der NLW, Christopher Gruber, das Wegenetz als unsere wichtigste Infrastruktur überhaupt. Einhergehend mit dem Wandertourismus bedarf es eines funktionierenden öffentlichen Verkehrs, im Fall des Plöckenpass grenzüberschreitend und von Bahnhof zu Bahnhof, von Oberdrauburg bis nach Carnia.