Die Stadt Lienz erhebt regelmäßig ihre Wirtschaftsdaten. Eine Kennzahl ist die Verkaufsfläche von 25.000 Quadratmetern, die insgesamt zur Verfügung stehen. „Wir sind relativ wenig von Leerstand betroffen“, erläutert dazu Oskar Januschke vom Stadtmarketing. Rund 1500 Quadratmeter sollen derzeit nicht vergeben sein. „Der allgemeine Eindruck täuscht vielleicht etwas, weil einzelne Objekte in der Kernzone leer stehen.“ Viel drastischer als im Handel sei der schleichende Rückgang in der Gastronomie, befindet der Fachmann. „Wir verlieren an Vielfalt.“ Prekärer Leerstand, also Häuser, die baulich schwere Mängel aufweisen und schon deshalb nicht mehr interessant sind, seien in Lienz kaum vorhanden.
Der „Eis-Greissler“ findet keinen Betreiber
Ein Unternehmen, das trotz Hochsaison keinen Betreiber für sein Geschäftslokal in Lienz findet, ist die familiär geführte „Eis-Greissler“-Franchise-Kette aus Krumbach in Niederösterreich. Dabei ist das kleine Lokal vor zwei Jahren, als es in der Rosengasse erstmals öffnete, täglich regelrecht gestürmt worden. Die Kunden standen bis weit auf die Straße hinaus an, um das neue Eis zu bekommen. Und das über Monate. „Wir sind auf der Suche nach einem selbstständigen Betreiber“, erklärt dazu eine Sprecherin der Blochberger Eisproduktion Gesmbh. „Wer Interesse hat, soll sich gerne bei uns melden.“ Das Lokal beinhaltet bereits Einrichtung und Ausstattung, auch die Werbung über Social Media liefert das Eis-Greissler-Unternehmen gleich mit.
Leerstand in Lienz ist dem „Umbruch“ geschuldet
Der Leerstand in Lienz sei jedenfalls großteils einem „Umbruch“ geschuldet, sagt Januschke. „Wir bekommen die allgemeinen strukturellen Bewegungen zu spüren. Der Online-Handel, Covid, Mitarbeitermangel und das geänderte Kaufverhalten drängen Filialen mit wenig Wertschöpfungstiefe zurück. Wir haben schon vor Jahren sehr erfolgreich gegengesteuert, mit unserer Initiative für die Wiederansiedlung von Manufakturen in der Stadt.“
Eine Studie zur Kaufkraft hat im Vorjahr offengelegt, dass bei einem Gesamt-Jahresumsatz von 260 Millionen Euro im Lienzer Talboden immerhin 30 Millionen Euro aus Südtirol abgehen. Januschke: „In der Zeit der Pandemie waren die Grenzen zu. Die Menschen haben sich deshalb neue Versorgungswege erschlossen und fehlen uns heute.“