„Es ist heuer wirklich sehr schnell gegangen“, blickt Obstbauer Johannes Kuenz aus Dölsach auf den zu milden Winter zurück. Bereits Anfang März waren auf den Apfel-, Birnen- und Zwetschgenbäumen erste Blüten zu sehen. Ähnlich erging es auch seinen Branchenkollegen Friedl Webhofer aus Gaimberg und dem Lienzer Martin Mattersberger. „Schon beim Winterschnitt im Jänner und Februar konnte man die ersten Blütenknospen sehen“, sagt Mattersberger.
Mitte April hieß es für die Obstbauern wieder zittern, als eine Kaltfront über Osttirol zog und Schnee und Frost brachte. Gerade noch rechtzeitig konnten sie durch sogenannte Frostberegnung, bei der die geöffnete Blüten eingeeist und dadurch geschützt werden, ihren Bestand retten. „Wenn Wasser zu Eis wird, entsteht dabei auch immer Energie. Dadurch wird es unter der Eisschicht nicht kälter als 0 Grad“, erklärt Webhofer den Prozess.
Ausfall von bis zu 50 Prozent
Glück im Unglück hatte Kuenz bei einem Teil seiner Obstgärten, die sich in Hanglage ohne Frostberegnungsanlage befinden: „Man sieht leichte Schäden, die aber nicht sonderlich ins Gewicht fallen werden. Wäre es nur einen halben Grad kälter gewesen, wären die Schäden massiv gewesen.“ An den wechselhaften April erinnert sich auch Mattersberger nur zu gut: „Am 16. April hat es bei uns zusätzlich noch leicht gehagelt. Beim Apfel sind wir noch gut durchgekommen, bei der Birne allerdings weniger. Durch die Kälte und den Hagel wurden die Blüten beschädigt. Da rechnen wir mit einem Ausfall von 40 bis 50 Prozent.“
Eingeschleppte Krankheiten
Bedingt durch den Klimawandel traten in den vergangenen Jahren vermehrt hefite Sommergewitter auf, die von Jahr zu Jahr schlimmer werden. Eine Entwicklung, welche die Obstbauern mit Sorge beobachten. Die Investition in spezielle Hagelschutzsysteme mit Schutznetzen sind für sie unumgänglich geworden. „Es ist zwar sehr teuer, aber ohne Hagelschutz und Frostberegnung ist es unmöglich geworden, den Obstbau wirtschaftlich zu betreiben“, sind die Drei einer Meinung. Ein Thema, mit dem sich die Unternehmer ebenfalls zunehmend beschäftigen müssen, sind eingeschleppte Pilze oder Schädlinge. Die Freude an ihrer Arbeit haben sie trotz solchen Ereignissen nicht verloren. „Es ist schwieriger und komplexer geworden. Die Sorgenfalten sind manchmal schon sehr tief. Wenn man dann Rückmeldungen für das Obst bekommt, motiviert es zum Weitermachen“, sagt Mattersberger.
Ein gutes Erntejahr
Die Ernte beginnt im September, schon jetzt zeigen sich die Obstbauern zufrieden bei ihrem täglichen Rundgang durch die Obstgärten. „Es wird heuer kein perfektes Erntejahr werden, aber definitiv ein gutes“, sind sich Kuenz und Webhofer einig. Optimistisch ist auch Mattersberger, trotz Einbußen bei den Birnen, was die Apfelernte angeht. Sein Wunsch an den Wettergott: „Bitte keinen Hagel. Gut wäre einmal in der Woche Regen und sommerlich warme Temperaturen.“