Für ihre Strahlentherapien müssen Osttiroler Krebspatienten oft 20 Mal nach Innsbruck oder nach Klagenfurt gebracht werden. In manchen Fällen sind sogar mehr als 30 Behandlungen nötig. Da tut es bestimmt gut, wenn ein bekanntes und freundliches Gesicht am Steuer sitzt und man sich die stundenlangen Autofahrten durch vertrauensvolle Gespräche verkürzen kann. „Ich fahre einfach gerne, das belastet mich nicht“, sagt Elisabeth Eichner aus Kartitsch. Seit ihrem Pensionsantritt vor knapp drei Jahren lenkt die 64-Jährige regelmäßig Dienstwagen des Roten Kreuzes. Eichner übernimmt dabei vorwiegend „Fernfahrten“, also jene Strecken, für die man gleich mehrere Stunden reservieren muss. 28.000 Kilometer hat die Kartitscherin allein im Vorjahr als Chauffeurin für den betreuten Fahrdienst des Roten Kreuzes zurückgelegt. 480 Stunden wandte sie dafür auf. Und das alles ehrenamtlich. „Wenn ich eine Woche lang keine Fahrt zugewiesen bekomme, passt mir das schon nicht. Ich freue mich, dass ich eine sinnvolle Aufgabe habe.“

Beim Roten Kreuz eine Aufgabe gefunden

Als ihre beiden Kinder dem Gröbsten entwachsen waren, absolvierte Eichner die Sanitäter-Ausbildung und übernahm fortan hauptsächlich Nachtdienste beim Roten Kreuz in Sillian. Zum Ende ihres Berufslebens hin fiel ihr die körperliche Anstrengung beim Rettungsdienst allerdings immer schwerer. „Ich konnte die Leute nicht mehr gut tragen, vor allem nachts, wenn alles dunkel ist, und über enge Stiegen.“ Der Dienst am Nächsten blieb der Freiwilligen aber ein echtes Anliegen. „Ich hoffe, dass ich meine Aufgabe noch sehr lange fortführen kann. Der Fahrdienst liegt mir. Ich muss nur mit der Geschwindigkeit aufpassen“, lächelt die Autolenkerin, wissend, dass ab und zu schon ein Strafzettel zugestellt worden ist. Erst kürzlich wurde sie am Steuer eines Rettungswagens aus dem Verkehr gezogen, wegen überhöhter Geschwindigkeit beim Überholen.

Aus den Gesprächen im Auto entwickeln sich Freundschaften

Aus den Gesprächen mit den Patienten sind zum Teil Freundschaften entstanden. Mit einigen ihrer Passagiere trifft sich Elisabeth Eichner später auch privat, vielleicht zum Kaffee, einmal zum Essen. „Ich lerne im Rahmen meiner Tätigkeit zahlreiche Leute kennen und erfahre viel über ihr Leben, ihre Familien, ihre Sorgen und ihre glücklichsten Momente. Man vertraut einander auch etwas an.“ Während Frauen, die zur Bestrahlung ihres Brustkrebses gebracht werden müssen, sich über ihre verständnisvolle Lenkerin stets sehr freuen, meint Eichner, dass einige Herren im ersten Moment überrascht sein dürften. „Männer sind es ja gewohnt, selbst zu fahren und daher oft schlechte Beifahrer. Gesagt hat aber noch niemand etwas. Erst recht nicht, sobald wir losgefahren sind.“

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