„Das wird sicher voll cool“, rieb sich ein Schüler aus der Höheren Technischen Lehranstalt (HTL) in Lienz die Hände, als Triebfahrzeugführer Daniel Lugger ankündigte, dass die Neuankömmlinge in wenigen Minuten am Führerstand einer Lokomotive stehen würden. Unter dem Motto „HTL meets ÖBB“ luden die Bundesbahnen erstmals Schüler zu einem Schnuppertag auf den Bahnhof in Lienz ein.
An einem Tag elfmal um die Welt
Zwei Klassen der HTL nahmen das Angebot gerne an. Die Schüler erfuhren, dass die Österreichischen Bundesbahnen im gesamten Konzern insgesamt 44.000 Mitarbeiter beschäftigen, 2000 von ihnen sind Lehrlinge. Wenn man alle Strecken, die die Züge der ÖBB an nur einem Tag zurücklegen, addiert, dann reist man elfmal um die Welt.
Pensionierungswelle unter den Lokführern in Osttirol steht bevor
„Wir erwarten in den nächsten fünf Jahren einen Pensionsschub, in ganz Österreich und in Osttirol“, führt Daniel Lugger aus. Der ÖBB-Bedienstete ist bei der ÖBB Produktion GmbH gemeinsam mit Verkehrsleiter Siegfried Ronacher für die fachliche und disziplinäre Führung von 80 Lokführern aus Lienz und Spittal verantwortlich. „Nach der Fertigstellung der Koralmbahn rechnen wir auch auf unseren Strecken in Oberkärnten und Osttirol mit mehr Zügen. Wir sind deshalb auf der Suche nach technisch interessierten Leuten, die in den Lokführerberuf einsteigen möchten.“ Die Ausbildung dauert insgesamt 52 Wochen. Der Verdienst sei sehr gut, unterstreicht Lugger.
„Unseren Beruf haben viele überhaupt nicht am Schirm“
Der Beruf des Lokführers sei in der öffentlichen Wahrnehmung in Osttirol kaum vorhanden, bedauert der Bedienstete. Das sei in Spittal ganz anders. „Wir sind bei vielen Leuten überhaupt nicht als Arbeitgeber auf dem Schirm. Auch bei der Zruck-Hoam-Jobmesse hat man auf uns vergessen. Wir würden sehr gerne daran teilnehmen.“ Die ÖBB könnten ihren Simulator-Führerstand auch mobil an einem Stand der Jobmesse aufbauen.
Die Koralmstrecke bringt mehr Züge nach Osttirol
Die Osttiroler Lokführer dürften künftig zwar nicht unbedingt auf der Koralmstrecke eingesetzt werden, auf der die Züge vollautomatisiert mit bis zu 230 Kilometern pro Stunde unterwegs sein werden. Den Lokführer des Railjet aus Wien lösen aber zum Beispiel Osttiroler in Villach ab, um dann den Schnellzug bis zur Endstation in Lienz weiterzufahren. Lugger: „Mit der staatlichen Prüfung zum Triebwagenführer darf man auch in anderen europäischen Ländern Züge steuern. Die Voraussetzung dafür ist jeweils eine spezifische Infrastrukturbescheinigung.“