Er hat in Osttirol richtig gebrummt – der Wirtschaftsmotor. Einige Industriebetriebe, wie die Firma iDM in Matrei, schrieben Rekordumsätze, wie sie in der Unternehmensgeschichte nie da waren. Der Großteil durfte sich über solide Umsätze freuen. Und vom Arbeitsmarkt hörte man immer wieder die Botschaft, dass die Firmen händeringend nach Personal suchen. Damit dürfte es jetzt aber vorbei sein. Aus Unternehmenskreisen ist zu vernehmen, dass Personal abgebaut oder den Mitarbeitern angeboten wird, freiwillig stempeln zu gehen.
Ein Gradmesser dafür, dass die Hochkonjunktur im Bezirk vorbei ist, ist die Firma Hausgeräte Liebherr in Lienz. Dazu wurde kolportiert, dass dort 150 Mitarbeiter abgebaut werden oder wurden. Faktum ist, dass die gesamte Hausgerätebranche unter Druck steht. Das bestätigt Holger König, der kaufmännische Geschäftsführer von Liebherr Lienz. Hohe Inflationsraten, gestiegene Zinsen und die abgekühlte Konjunktur in bestimmten Bereichen des Bausektors senken die Nachfrage nach Kühl- und Gefriergeräten. König: „Aufgrund der weiterhin rückläufigen Nachfragesituation in zahlreichen Kernmärkten von Liebherr Hausgeräte sehen wir uns gezwungen, unsere Produktionsplanung den Absatzzahlen anzupassen.“
An den Liebherr-Standorten für die Hausgeräteproduktion in Ochsenhausen (Deutschland) und in Lienz müssen notwendige Maßnahmen ergriffen werden. Der Markt gibt aktuell vor, welche Personalkapazitäten noch verträglich sind. Nur so könne den Mitarbeitern langfristig ein sicheres Arbeitsumfeld geboten werden. „In Lienz wird die erforderliche Anpassung über die verfügbaren Instrumente zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung sowie durch die Reduzierung von Leasing-Mitarbeitenden erreicht“, informiert Geschäftsführer König.
Die Lager sind voll
So hat man sich kapazitätsbedingt in den vergangenen zwölf Monaten von nicht weniger als 140 Leiharbeitern getrennt. Das Nachsehen haben heuer im Sommer auch jene, die bei Liebherr Lienz als Ferialpraktikanten arbeiten wollten. Das Unternehmen musste laut König aufgrund der Absatzprognosen den ursprünglich eingeplanten Ferialkräften absagen. Die Zusagen an 36 Ferialarbeiter in den Produktions- und produktionsnahen Bereichen wurden storniert. Wie geplant beschäftigt werden 30 Ferialpraktikanten und Pflichtpraktikanten in anderen Fachbereichen. König betont: „Außerdem werden Stellen von Mitarbeitenden, die aus unserem Unternehmen ausscheiden, nach Möglichkeit nicht oder intern nachbesetzt. Die Maßnahmen werden im engen Austausch zwischen Geschäftsführung, Personalabteilung und Betriebsrat am Standort Lienz beschlossen, um die Herausforderungen gemeinsam zu meistern.“
Böse Zungen behaupten, dass bei Liebherr schon die Tiefgarage als Lager herhalten müsse. König bestätigt das zwar nicht, aber er sagt: „Unsere Lager sind derzeit gut gefüllt.“