Die Gemeinde St. Johann im Walde kennen die meisten vom Durchfahren auf der Felbertauernstraße. 306 Einwohner zählt man derzeit, berichtet Bürgermeister Franz Gollner. Im Talboden befindet sich der Ortskern mit der Kirche, einem Wirtshaus, Kindergarten und Schule. Im separaten Vereinshaus beweisen unter anderem die Feuerwehr, die Musikkapelle, die Sportunion und Jungbauern, dass es in der kleinen Gemeinde ein reges Dorfleben gibt. Eine Besonderheit in Osttirol ist die Anbindung der Fraktion Oberleibnig durch eine Materialseilbahn, die auch für den Personentransport zugelassen ist. Oberleibnig liegt auf der östlichen Seite des Iseltals auf rund 1200 Metern Seehöhe und damit rund 500 Meter über dem Talboden.

„Nesthäkchen“ in der Klima- und Energie-Modellregion

„Wir sind erst vor vier Jahren der Klima- und Energiemodellregion Sonnenregion Hohe Tauern beigetreten“, erzählt Gollner, der die Gemeinde seit 2013 führt. „Als Nesthäkchen im Verbund mit Matrei, Virgen und Prägraten sind uns die anderen zwar voraus, wir haben dadurch aber den Vorteil, dass wir auf deren praktische Erfahrungen aufbauen können.“ Die Wirtschaftskraft der kleinen Gemeinde ist nicht besonders groß, obwohl es rund 50 Vollerwerbs-Arbeitsplätze in fünf mittelständischen Betrieben gibt. Das sind eine Tischlerei, dazu Unternehmungen zur Erdbewegung und in der Holzwirtschaft.

Im Vorjahr hat St. Johann im Schulhaus ein kleines 180kW-Heizwerk mit Hackschnitzeln als Brennstoff installieren lassen und heuer im Februar in Betrieb genommen. Das Vereinshaus, die Schule und der Kindergarten sowie das denkmalgeschützte Gemeindehaus, in dem neben der Verwaltung im ersten Stock auch ein Traditionsgasthaus und im Obergeschoß zwei Wohnungen untergebracht sind, erhalten die Wärmeversorgung nun aus erneuerbarer Energie. Weichen mussten dafür Ölkessel und -tanks.

Franz Gollner im Heizraum der Hackschnitzelanlage
Franz Gollner im Heizraum der Hackschnitzelanlage © Christoph Blassnig

St. Johann im Walde könnte beim Strom unabhängig werden

„Wir arbeiten am Aufbau einer Energiegemeinschaft für erneuerbare Energie, kurz EEG“, erklärt der Bürgermeister. Ein Glücksfall sei dabei das gemeindeeigene Trinkwasserkraftwerk, das seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 1992 jährlich rund 800.000 Kilowattstunden Strom erzeugt. Weil Trinkwasser keine Verunreinigungen und Feststoffe enthält, arbeitet das Kleinkraftwerk annähernd verschleißfrei. Ein Fachbetrieb in Hopfgarten modernisiert gerade einige Anlagenteile, um den Jahresertrag auf eine Million Kilowattstunden zu heben. Diese Effizienzsteigerung spült auch öffentliche Fördergelder in die Kasse. Die Gemeinde wird zum Energieversorger.

Bis zur Installation der neuen Hackschnitzelheizung wurde der Turnsaal der Schule noch elektrisch beheizt. Gollner: „Wir haben über Jahrzehnte unseren selbst erzeugten Strom aus dem Trinkwasserkraftwerk billig verkauft und für die Heizung teuer zurückkaufen müssen.“ Durch die Energiegemeinschaft könne der Ort künftig fast ganzjährig aus eigener Kraft seinen Stromverbrauch decken, freut sich der Bürgermeister.

Der Bürgermeister bereitet mit dem Gemeinderat die Einrichtung einer Energiegemeinschaft vor
Der Bürgermeister bereitet mit dem Gemeinderat die Einrichtung einer Energiegemeinschaft vor © Christoph Blassnig

Gemeindeeigene Photovoltaik auf 1200 Metern Seehöhe

Zur zusätzlichen Energiegewinnung hat die Gemeinde am Dach der Seilbahn-Bergstation in Oberleibnig eine Photovoltaikanlage installieren lassen. Die Module mit Ost-West-Ausrichtung auf einem Satteldach liefern eine nominale Leistung von 20.000 Watt. Der Jahresertrag liegt mit 300.000 Wattstunden deutlich höher, als im Durchschnitt. „Diese Überproduktion verdanken wir der absoluten Gunstlage in der Höhe“, erläutert der Ortschef. Mit Photovoltaikanlagen im Tal sei man noch vorsichtig, weil es im Vergleich und über das Jahr gerechnet viel weniger Sonnenstunden gibt.