Aus Holland machten sich Sanne Huizer und Jeroen Stasse auf, um mit dem eigenen Auto zum Urlaub bis nach Slowenien zu reisen. „Wir müssen alle 200 Kilometer eine Pause machen, um den Akku in unserem Auto nachzuladen“, erzählt Jeroen. In Lienz hat seine Partnerin Sanne Huizer gerade das Auto zu einem Ladepunkt am Parkplatz Stegergarten gelenkt. Die beiden Touristen fahren auf ihrer Reiseroute gezielt Schnellladesäulen an, die mehr als 100 Kilowatt Leistung zur Verfügung stellen.

„In einer halben Stunde ist der Akku zu 80 Prozent voll und wir können unsere Fahrt fortsetzen“, erzählt der Niederländer. „Wir werden hier in die Stadt gehen und einen Kaffee trinken, so, wie wir es überall machen.“ In Deutschland sei das Netz an Ladestationen seiner Wahrnehmung nach dichter als in Österreich, meint Stasse. „Dort bieten nämlich viele normale Tankstellen auch Ladesäulen an.“ Dennoch finde man sich auf einer länderübergreifenden Tour problemlos zurecht, sagt der überzeugte Stromfahrer. „Eine App hat uns zu dieser Station hier in Lienz geführt.“ Die beiden Urlaubsreisenden versichern sich noch, dass sie für die Zeit des Ladens kostenlos parken, dann starten sie den Ladevorgang, verabschieden sich und schlendern los in Richtung Innenstadt.

Die Stadt Lienz stellt für das E-Car-Sharing „Flugs“ vier Standorte kostenlos zur Verfügung
Die Stadt Lienz stellt für das E-Car-Sharing „Flugs“ vier Standorte kostenlos zur Verfügung © Christoph Blassnig

Dichtes Netz an Ladesäulen in der Stadt

Die Anzahl der Ladesäulen ist in der Bezirksstadt in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. „Wir haben mit der Tinext als Partner mehr als zwei Dutzend Ladesäulen errichtet“, erklärt Oskar Januschke, Leiter des Stadtmarketings. Außerhalb des Stadtgebietes gibt es zwar deutlich weniger Infrastruktur für Elektrofahrzeuge. Doch allein am Parkplatz Stegergarten sind zwölf Plätze angelegt. Vier davon bieten Schnelllader. „Es ist erfreulich, wenn Durchreisende ihre Pause in Lienz für eine kurze Stadtbesichtigung nutzen“, meint Januschke.

Das E-Car-Sharing „Flugs“ bietet zehn Fahrzeuge

„Ich bin privat und beruflich mit Elektroautos unterwegs, hauptsächlich in Osttirol“, erzählt Ferdinand Mossegger, Geschäftsführer der Regionalenergie, die auch das E-Car-Sharing-Angebot „Flugs“ betreibt. Vor mehr als zehn Jahren gehörte der Flugs-Gründerverein zu den Pionieren in Österreich. Inzwischen ist die Flotte auf zehn Elektro-Fahrzeuge angewachsen. Im Vorjahr hat die Regionalenergie ihren ersten Standort außerhalb Osttirols eingerichtet, und zwar beim Gemeindeamt in Dellach an der Drau. Jedes der zehn Fahrzeuge hat seinen festen Standplatz. „Auch wir haben mit dem Tiroler Stromunternehmen sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Mossegger. Die Stadt hat vier kostenlose „Flugs“-Standorte eingerichtet: am Parkplatz Stegergarten, am Brixner Platz, vor den Stadtwerken und beim Autohaus Plössnig. Jeder Stellplatz hat eine Ladesäule bekommen.

Die Ladestationen und Stellplätze für Elektroautos sind klar gekennzeichnet
Die Ladestationen und Stellplätze für Elektroautos sind klar gekennzeichnet © Christoph Blassnig

„Wo ich auch unterwegs bin, ich habe noch in allen Tälern und Gemeinden mein Auto aufladen können“, bekundet Mossegger. Schnelllader gibt es zwar nur vereinzelt. „Die Reichweite ist im Alltag aber längst kein Problem mehr.“ Das E-Car-Sharing gewinne immer wieder neue Kunden, teilt der Geschäftsführer stolz mit.