In einem offenen Brief empörte sich Brigitte Amort, Landwirtschaftskammerrätin der Grünen Bäuerinnen und Bauern in Tirol, über Mängel am Beutegreifer-Monitoring. Von einem schnellen, transparenten und leicht zu bedienenden Werkzeug, das die Bevölkerung umgehend und vollständig informiert, sei man in Tirol „derzeit leider weit entfernt“, schrieb Amort an den Landeshauptmann sowie alle Abgeordneten zum Landtag. Die Bäuerin bemängelte konkret, dass das offizielle Monitoring mehrere Meldungen aus Tristach nicht abbilde. Dabei sei der Wolf tatsächlich im Siedlungsgebiet angekommen und habe sich niedergelassen, vermutet Amort.
Keine Bilder, Spuren oder Losungen übermittelt
Das Land bestätigt auf Anfrage zwei Meldungen von Brigitte Amort: Eine vom 6. April und eine zweite Meldung vom 29. April. Amort habe einmal von einer vermeintlichen Wolfssichtung am 3. April berichtet, einmal von einem stark verwesten Rehkadaver, den sie 26. April aufgefunden habe. „Die Hinweise wurden von der Monitoringstelle unverzüglich aufgenommen, protokolliert und auch jeweils mit dem Tiroler Jägerverband diesbezüglich Kontakt aufgenommen sowie die weitere Vorgehensweise abgestimmt. Zudem wurde die Melderin jeweils schriftlich kontaktiert. Nachdem der Meldung weder beigefügte Bilder noch Spuren oder andere Hinweise wie Losungen oder andere beurteilbare Sichtungsmeldungen bezüglich der Präsenz großer Beutegreifer im Ortsgebiet von Tristach vorlagen, bestand seitens der Monitoringstelle unter Bezugnahme auf die allgemein bekannte grundsätzliche Präsenz von Wölfen im Bezirk keine Veranlassung für weitere Schritte“, rechtfertigt der Landespressedienst das behördliche Vorgehen.
Zudem sei das von den Meldungen von Frau Amort angeführte Gebiet von der aktuell erlassenen Maßnahmenverordnung (Abschussverordnung) nach einem Rissereignis auf einer Alm im Gemeindegebiet von Thurn abgedeckt.
Das Land Tirol verfüge mit der Monitoringstelle für große Beutegreifer über eine eigene Anlaufstelle, die sämtliche über verschiedene Kanäle einlangende Meldungen zur Sichtung von großen Beutegreifern und Rissereignissen oder anderen Hinweisen aufnimmt und in Zusammenarbeit mit dem Tiroler Jägerverband nachgeht. Bei Bedarf würden auch externe ExpertInnen zur Beurteilung beigezogen. „Gerade im Siedlungsgebiet wird jede Meldung sehr ernst genommen und unverzüglich bearbeitet.“
Heuer 72 Hinweise aus der Bevölkerung
Im heurigen Jahr hat die Monitoringstelle bereits 72 Mal Hinweise aus der Bevölkerung erhalten. Davon konnte bisher nur in 17 Fällen die Präsenz von großen Beutegreifern verifiziert werden. „Nicht alle eingehenden Hinweise und Verdachtsmeldungen können nach entsprechender Prüfung bestätigt werden. Leider kursieren in Sozialen Medien und auf verschiedenen Plattformen, die keiner Qualitätssicherung unterliegen, immer wieder Falschmeldungen. Dies führt mitunter zu großer Verunsicherung“, bedauert man von offizieller Seite.
„Das Land Tirol informiert die Bevölkerung offen und transparent auf Basis von geprüften Daten und Fakten. Die Bevölkerung wird deshalb gebeten, Sichtungen und Hinweise dem Land Tirol zu melden. Qualitätsgesicherte, behördliche Daten sind zudem die Grundlage für Abschussgenehmigungen.“