Aluminium statt Holz, diese Wende hat Hubert Stotter im Jahr 2010 vollzogen. „Wir waren immer schon viel auf Messen und Ausstellungen präsent, um unsere Produkte zu zeigen. In den Jahren 2006 und 2007 nahm das Interesse an Balkonen aus Holz schlagartig ab. Wir haben gemerkt, dass wir uns komplett neu aufstellen müssen.“ Die Kunden scheuten nämlich zunehmend die Arbeit, die Holz macht. „Wer möchte schon Urlaub nehmen, um seinen Balkon neu zu streichen?“, äußert Stotter dafür Verständnis.
Entwicklung eigener Aluminiumprofile
Um weiter am Markt bestehen zu können, hat sich der Unternehmer im Jahr 2010 gemeinsam mit den Praktikern in der Produktion den Kopf zerbrochen, wie man bestmöglich Balkone aus Aluminium baut. „Meine Mitarbeiter haben sich da sehr ins Zeug gelegt. Wir haben uns schließlich darauf verständigt, unsere eigenen Profile zu entwerfen, samt passenden Stegen und Verbindungselementen, die wir im Winkel verändern können. Unser Ausgangsmaterial bekommen wir wöchentlich direkt aus dem Presswerk geliefert.“
Obwohl Aluminium nicht rosten kann und die farbliche Beschichtung über die Jahre nur minimal ausbleicht, verrät das Design der Hiag-Balkone immer noch, dass das Ausgangsmaterial ursprünglich Holz war. „Wir sehen im Produktdesign stets Schrägen und Neigungen um vor, damit Wasser abrinnt. Das beugt Einflüssen durch die Witterung vor, auch Schnee und Eis haften weniger an.“
Absatzmarkt außerhalb Osttirols
Das Unternehmen Hiag Balkonbau in Nußdorf-Debant zählt seit Jahrzehnten mehr als 20 Beschäftigte, aktuell sind es 23. Der Absatzmarkt liegt nur zu einem kleinen Teil in Osttirol und knapp zur Hälfte in Österreich. Insgesamt sieben selbstständige Vertriebsmitarbeiter betreuen die Kunden direkt, und zwar in Österreich, Süddeutschland, in Südtirol und in der Schweiz. „Ganz stark entwickelt sich aktuell die Nachfrage in Kärnten“, berichtet Stotter, der das Unternehmen im Jahr 2004 von seinem Vater übernommen hat.
Drei Montagetrupps sind ständig auf den Baustellen unterwegs. Vor der Fertigung nehmen die Fachleute vor Ort das Naturmaß auf. In der Produktionsvorbereitung werden am Computer sämtliche Maßzeichnungen und Pläne erstellt. Der Kunde entscheidet, ob der Balkon äußerlich zum Beispiel täuschend echt Eiche oder Kiefer nachempfunden ist oder in RAL-Farben pulverbeschichtet wird. Auch Glaselemente werden eingesetzt, oder Handläufe aus Edelstahl. Als Besonderheit kann ein Balkon dank eigens produzierter Photovoltaikmodule die Funktion eines Sonnenkraftwerkes erfüllen. „Die dafür erforderlichen Photovoltaikelemente aus Sicherheitsglas fertigt ein spezialisiertes Unternehmen in Amstetten nach unseren Vorgaben“, berichtet Stotter stolz.
Erweiterung des Firmenstandorts
Der Alleineigentümer und Geschäftsführer hat den Firmenstandort seit der Umstellung auf Aluminium in zwei Etappen umgebaut und erweitert. Um den veränderten Anforderungen des Materials besser zu entsprechen, investierte Stotter in den Jahren 2014 und 2015 insgesamt 850.000 Euro. Ein elf Meter hoher Lagerturm führt seither die Metallprofile auf Wunsch zur Werkstatt, wo sie zugeschnitten werden. Im Jahr 2019 folgte ein zweiter Lagerturm, diese Erweiterung verschlang noch einmal 450.000 Euro.
Tischler treffen auf Metallbauer
In der Produktion werden die Metallprofile zugeschnitten und vernietet. In der Werkstatt arbeiten Tischler, Metallbauer sind eher die Ausnahme. „Wir schweißen nämlich nicht“, begründet das der Firmeninhaber. Holzbalkone baut und liefert Hiag noch immer, aber nur mehr auf ausdrücklichen Wunsch. Und nach wie vor geschieht die Fertigung in Handarbeit. „Es braucht handwerkliches Geschick und ein gutes Auge, den Rest lernt man schnell.“