Über den Zeitraum von vier Wochen laufen in Nußdorf-Debant ab Mitte Juni nicht nur die Spieler der beiden Kampfmannschaften des FC Wirtschaftsring Nußdorf-Debant auf, sondern sämtliche Vereinsmitglieder und sogar Angehörige und Freunde. Sie tauschen die Sportschuhe gegen Serviertablet und Security-Kleidung. Denn zum bereits dritten Mal lädt der Fußballverein mit Unterstützung der Marktgemeinde zur Fanmeile Osttirol samt Public Viewing, heuer für die wichtigsten Spiele der Fußball-Europameisterschaft 2024. Vom 14. Juni bis zum 14. Juli bedient eine Heerschar Freiwilliger mindestens 10.000 Zuschauer. Erstmals finden die Liveübertragungen nicht im Freien statt.
Eine Riesen-Leinwand in der Tennishalle
Die Gemeinde stellt die Tennishalle kostengünstig zur Verfügung. „Im Vorfeld finden die Jobmesse und der Pensionisten-Wandertag statt“, erklärt dazu Bürgermeister Andreas Pfurner. „Sonst würde sich der Aufwand nicht lohnen.“ Immerhin eine Woche dauert es, um den Boden in der Tennishalle mit Schaltafeln auszulegen. Der Rückbau kostet ebenso viel Zeit. Die Halle ist zwar belüftet, die Veranstalter hoffen jedoch, eine zusätzliche Klimatisierung bereitstellen zu können.
Trotz allem unentgeltlichen Einsatz veranschlagt das Organisationsquintett mit Philipp Lugger, Martin Mandler, Sebastian Lackner, Erwin Mair und Hans Schmuck ein Budget von 120.000 Euro. „Der Aufwand für Veranstaltungen ist enorm geworden und ein wirtschaftliches Risiko deshalb natürlich gegeben“, erklärt dazu Lugger. „Aber wir würden uns als Verein nicht darauf einlassen, wenn wir nicht an den Erfolg glauben würden.“ Allein die Kosten für Sicherheit, Rettung und Feuerwehr haben sich im Vergleich zum Jahr 2016 verdreifacht.
„Stadl-Lounge“ trifft auf Stadionatmosphäre
Die Veranstalter heben eine „Sicherheitsgebühr“ von fünf Euro pro Tag ein. In der Halle gibt es eine Bühne mit zwölf Metern Breite und acht Metern Tiefe. Die Video-Leinwand misst ungefähr 30 Quadratmeter. An vorderster Front dürfen sich die Gäste einer „Stadl-Lounge“ der gehobenen Bewirtung durch das gleichnamige Restaurant erfreuen, das auch die dortigen Reservierungen in Eigenregie vergibt. Am anderen Ende der Halle werden zwei Stehtribünen für insgesamt 500 Personen aufgebaut, wie sie für den Ski-Weltcup im Einsatz sind.
„Wir möchten Stadionatmosphäre in die Tennishalle holen“, begründet Lugger den Aufwand. „Den nötigen Rückenwind verschafft uns heuer die österreichische Nationalmannschaft mit ihren Erfolgen. Fußball ist dank der jüngsten Erfolgen wieder in aller Munde.“ Um die Besucherzahlen macht man sich auch deshalb wenig Sorgen, weil man sich auf die besten Matches beschränkt und in der Halle erstmals wetterunabhängig ist. Eine äußerst aktive Fangemeinde stellen laut dem Organisationsteam in Osttirol auch die Kroaten. „Bei den Spielen ihrer Mannschaft meint man, selbst gerade in Kroatien zu sein.“
Interviews mit Sportgrößen und Mini-Playback-Show
Der Fußballverein organisiert damit die größte Public-Viewing-Übertragung in Osttirol und weit darüber hinaus. Lugger: „Auch aus dem Bezirk Spittal reisen erfahrungsgemäß vielen Zuschauer an, weil es nichts Vergleichbares gibt.“ Als Rahmenprogramm findet eine Mini-Playback-Show statt. Am Eröffnungsabend und beim großen Finale gibt es Live-Musik, dazwischen an mehreren Tagen im Rahmen von „Stammtischen“ Interviews mit bekannten Sportgrößen. Auch Teile der Tour de France möchten die Veranstalter heuer übertragen, und damit den heimischen Radprofi Felix Gall unterstützen, er ja selbst aus Nußdorf-Debant stammt.