Der heftige Wintereinbruch im November 2020 hatte es in sich: Nicht nur stunden-, sondern tagelang waren einzelne Täler und Ortschaften ohne Strom. Die Tinetz kam stark unter Beschuss. Die Bürgermeister stiegen auf die Barrikaden. Am 21. Dezember 2020 beschloss der Landtag, dass möglichst viele Stromkabel in Osttirol unter die Erde verlegt werden sollen. Von Seiten der Tinetz wurde zugesagt, dass Osttirol in ihrer Prioritätenliste für sichere Stromversorgung ganz oben stehe.

In enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden hat Tinetz daher ein umfassendes Maßnahmenpaket aufgesetzt, um Gefahrenstellen zu beseitigen und die Versorgungssicherheit im Bezirk insgesamt weiter zu erhöhen. „Seit 2014 laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Vor allem durch die Verkabelung konnte für den gesamten Bezirk eine nachhaltige Verbesserung erzielt werden“, erklärt dazu der technische Tinetz-Geschäftsführer Thomas Rieder. „In Summe investieren wir bis 2026 zusätzliche 16 Millionen Euro in 23 Osttiroler Gemeinden, wobei diese Maßnahmen für alle 33 Gemeinden Verbesserungen in der Versorgungszuverlässigkeit bringen“, ergänzt der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Trattler.

Tinetz-Geschäftsführer Thomas Trattler
Tinetz-Geschäftsführer Thomas Trattler © Ruggenthaler

Insgesamt 63 Einzelprojekte – vor allem im Bereich der Mittelspannung –  werden im Rahmen dieser Maßnahmenoffensive umgesetzt. Für 2024 stehen neun Vorhaben auf dem Plan, darunter Teilverkabelungen in Assling und Arnbach sowie Leitungsverstärkungen in Prägraten und St. Jakob. Im Kalsertal und Lesachtal konnten bereits sämtliche Vorhaben vorzeitig abgeschlossen werden. „Insgesamt sind wir auf einem guten Weg, die noch ausstehenden Maßnahmen wollen wir bis 2026 umsetzen. Die erfolgreiche Umsetzung ist nur in Zusammenarbeit mit den Behörden und den betroffenen Grundeigentümern möglich. An dieser Stelle möchten wir uns für die gute Unterstützung bedanken“, betont Thomas Rieder. Zusätzlich zu den Maßnahmen in der Mittel- und Niederspannung wurden im letzten Jahr insgesamt 353 Pendelgewichte auf den 110-kV-Leitungen montiert, um die Seilführung damit insgesamt stabiler zu machen. 

Für die Netzabstützung entsteht in Matrei ein Umspannwerk  um 46,5 Millionen Euro
Für die Netzabstützung entsteht in Matrei ein Umspannwerk um 46,5 Millionen Euro © Ruggenthaler

Ein weiteres, wichtiges Projekt für die Versorgungssicherheit der Haushalte und Betriebe im Iseltal und den Seitentälern ist das neue 380/110-kV-Umspannwerk im Matreier Ortsteil Seblas. Die Netzbetreiber Austrian Power Grid (APG) und Tinetz investieren 46,5 Millionen Euro in zusätzliche Anbindung der Region an österreichweites Stromnetz sowie in die nachhaltige Integration erneuerbarer Energien. Die Anlage verbindet ab Sommer 2025 die 110-kV-Stromleitung der Tinetz durch das Iseltal direkt mit dem 380-kV-Netz der APG und erhöht damit wesentlich die lokale Versorgungs- und Ausfallsicherheit. Die 380-kV-Leitung der APG, die direkt am Standort vorbeiführt, wird im Zuge des Projekts in das neue 380/110-kV-Umspannwerk eingebunden.

Besserer Abtransport von Ökostrom

So entsteht eine zusätzliche Verbindung zwischen überregionalem Transport- und regionalem Verteilernetz, und die wichtige 110-kV-Versorgungsleitung durch das Iseltal ist ab dem Sommer 2025 an zwei Stellen mit dem APG-Netz verbunden. Dadurch ergibt sich eine wesentliche Verbesserung der gesamten Netzsituation mit geringerer Störungsanfälligkeit. Auch der dort erzeugte, überschüssige Ökostrom aus Kleinwasserkraft und Photovoltaik kann dadurch künftig besser abtransportiert werden. Darüber hinaus profitiert die Region insgesamt vom neuen APG-Standort, da Osttirol derzeit ausschließlich über das UW Lienz an das überregionale Stromnetz angebunden ist. Tinetz hat bereits im Herbst 2023 mit den Bauarbeiten zum neuen UW Matrei begonnen, mittlerweile nehmen auch die Arbeiten am APG-Gelände Fahrt auf. Für die Anlage braucht es einen 300 Tonnen schweren Trafo.