Vor 30 Jahren standen in Matrei Tausende Schützen stramm – es waren 6600 an der Zahl und dazu sind rund 15.000 Zuschauer gekommen. Das Fest ging über mehrere Tage. Der logistische Aufwand war enorm. Das Bataillon Iseltal und die Kompanie Matrei sowie die Gemeinde waren Veranstalter. Bundespräsident Thomas Klestil stellte sich als besonderer Ehrengast ein. Alt-Bürgermeister Andreas Köll, der auch Schriftführer und Kassier beim Bataillon war, erinnert sich, dass auch Gäste aus Friaul angereist waren. Friaul verband mit Matrei enge Freundschaft aufgrund der Matreier Unterstützung nach dem Erdbeben 1976.

Köll: „Für uns war somit klar, dass wir beim Alpenregionstreffen auch die Tricolore, die italienische Fahne hissen.“ Weil Matrei selber keine besessen hat, hat man sie von Lienz ausgeliehen. Auf dem Rauterplatz kam sie mit allen anderen an die Stange. Am Vorabend des großen Treffens hat es auf diesem Platz einen Zapfenstreich gegeben. „Da haben die Südtiroler, die mit Schützenkommandanten Richard Piock eingetroffen sind, die Tricolore gesehen und die Südtiroler Schützen haben gefordert ,sofort ocha mit dem wallschen Fetzen, sonst reisen wir ab´“, erzählt Köll. Eine Krisensitzung folgte beim Rauter.

Andreas Köll erinnert sich noch gut an die Vorfälle
Andreas Köll erinnert sich noch gut an die Vorfälle © Ruggenthaler

Zu einer Entfernung der italiensichen Flagge kam es nicht. Die Südtiroler, die mit rund 2000 Mann anwesend gewesen sind, wurden überstimmt. Köll: „In der Nacht haben ein paar fanatische Südtiroler die Tricolore heruntergefetzt und zerrissen.“ Man habe aber eine aus Mittersill geholt und beim Umzug der Tausenden Schützen hat sie wieder im Wind geflattert. „Piock hat dann bei seiner Ansprache eine richtige Hassrede gegen die Italiener gehalten, worauf die Gäste sehr ungehalten reagiert haben.“

Seitdem erzählt man sich, dass sich eine Südtiroler Firma ursprünglich in Matrei niederlassen wollte, wegen der Vorfälle aber davon Abstand gehalten hat und anderswo in Osttirol ihre Zelte aufschlug. Dabei habe es dafür in der Tauerngemeinde schon gute Gespräche mit Piock gegeben.