Zurückhaltend bis vorsichtig optimistisch präsentierten die Tiroler Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele und Martin Pillei, Leiter des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen des MCI, in einer Pressekonferenz am Freitag Details zu jenen Studienrichtungen, die ab dem Wintersemester 2025/26 in Lienz belegt werden können. Hagele: „Ich bin zuversichtlich, dass uns mit diesem Modellversuch der Fachhochschule die erfolgreiche Verschränkung von Wirtschaft und Wissenschaft gelingt.“ Das Angebot richte sich auch, aber nicht nur, an Interessenten mit hoher Heimatverbundenheit.
Im Vergleich euphorisch zeigte sich Michaela Hysek-Unterweger, Unternehmerin und Bezirksobfrau der Wirtschaftskammer Tirol in Lienz: „Wir brauchen eine Hochschulausbildung im Bezirk und ich freue mich wirklich außerordentlich, dass wir am Campus neu durchstarten dürfen. Die heimischen Betriebe sind zur Zusammenarbeit gefordert, stehen aber voll hinter dem Projekt.“
Zumindest 15 Studienplätze zum Auftakt
Zum Auftakt wollen die Verantwortlichen 15 von insgesamt 700 neuen Studienplätzen, die der Bund österreichweit gewährt, nach Lienz holen. „Wenn das Interesse größer sein sollte, freuen wir uns und werden niemanden abweisen“, erklärte die Landesrätin. Die Eckdaten sind zum Teil bereits bekannt: Das Management Center Innsbruck bringt als neuer Träger der neuen Hochschulausbildung fünf von jenen technischen Studienrichtungen in die Osttiroler Bezirksstadt, die sich in Innsbruck bereits sehr gut etabliert haben. Die Kosten für den Steuerzahler sollen für fünf Jahre die Marke von 2,5 Millionen Euro nicht überschreiten.
Gemeinsames Grundlagenjahr für alle Studenten
Alle fünf Studienrichtungen führt das MCI zu einem gemeinsamen Grundlagenjahr mit Präsenzvorlesungen am Campus zusammen. Erst dann erfolgt die Spezialisierung in Innsbruck für entweder Umwelt-, Verfahrens- und Energietechnik, das Studium Smart Building Technologies mit Mechatronik oder den Studienzweig Design und Innovation. Außerdem verlegt das MCI sein Hochschulstudium für Medizin-, Sport- und Gesundheitstechnologie nach Lienz und bietet einen Abschluss als Wirtschaftsingenieur. „Diese Fächer sind nicht in Stein gemeißelt, wir können Anpassungen vornehmen“, bot Pillei an. „Einige unserer Dozenten haben bereits Interesse bekundet, in Lienz lehren zu wollen“, berichtete der MCI-Vertreter.
Für das dritte und vierte Semester ist dann grundsätzlich vorgesehen, dass die Studenten nach Innsbruck kommen. Es dürfte dabei laut Pillei jedoch unterschiedliche Möglichkeiten geben: „Wir haben zusätzlich zum Vollzeit-Studium viel Erfahrung gesammelt mit Onlineangeboten sowie berufsbegleitenden Lehrmodellen. Auch Blockveranstaltungen am Freitag und Samstag sind für Berufstätige möglich.“
Im fünften Semester legt der Großteil der Innsbrucker MCI-Studenten einen Auslandsaufenthalt ein. Für den Abschluss des Bachelorstudiums kehren die Anwärter dann wieder nach Osttirol zurück und schreiben im sechsten und letzten Semester ihre Abschlussarbeit. Die Studiengebühren, die die Hochschule vorschreibt, liegen bei dem für alle öffentlichen Universitäten zu zahlenden Semesterbetrag von 363 Euro. Die Absolventen müssen Praktika im Ausmaß von insgesamt zwölf Wochen vorweisen.
Zu wenig Interesse an Mechatronik ließ Bachelorstudium scheitern
Alexander Kröll, Direktor der Privaten Höheren Technischen Lehranstalt, erwartet, dass die fünf Studienrichtungen mehr Absolventen seiner Schule anziehen werden. Das in Lienz gescheiterte Mechatronik-Bachelorstudium sei auf viel zu wenig Gegenliebe gestoßen. „Nur ein bis zwei Leute eines Abschlussjahres wählen im Anschluss tatsächlich die Spezialisierung im Bereich Mechatronik. Rund die Hälfte aller Lienzer HTL-Absolventen steigt gleich in das Berufsleben ein. Und jene, die ein Studium beginnen, wählen zum Beispiel Medizin, Wirtschaft, Jus, Elektrotechnik, Informatik oder Maschinenbau.“