Horrormeldungen über den Einbrauch in der Baubranche gibt es schon seit Monaten. Dass dort nicht eitel Wonne herrscht, zeigen die Zahlen. Österreichweit waren im März im Bauwesen 20.739 Personen arbeitslos. Das wird immer noch als saisonbedingt bezeichnet. Besonderes Negativbeispiel: In der Bauwirtschaft legt die Arbeitslosigkeit in der Steiermark um mehr als ein Fünftel zu. Die Tiroler Wirtschaftskammer hält in der Bauvorschau 2024 fest: „Der Druck auf die tragende Säule der Wirtschaft steigt.“ Real sei das Netto-Baubudget in Tirol schon in den vergangenen zwei Jahren gesunken. „Heuer werden wir aller Voraussicht nach auch ein nominelles Minus verzeichnen. Für 2024 werden derzeit 2,31 Milliarden Euro prognostiziert - das sind um 2,4 Prozent weniger als im Vorjahr“, berichtet Anton Rieder, als Innungsmeister des Tiroler Baugewerbes.
Während sich der Tiefbau (plus 4,7 Prozent) nicht zuletzt aufgrund großer Projekte wie dem Brennerbasis-Tunnel noch relativ gut entwickelt, gibt es im Hochbau (minus 9,1 Prozent) deutliche Rückgänge, was die klassischen bauwirksamen Leistungen betrifft. Besonders im Wohnbaubereich (minus 19,7 Prozent) ist das Minus drastisch. Osttirol ist da, wie so oft, anders. Hier gibt es aktuell keinen Einbruch bei der Arbeitslosigkeit. Und Bezirk leben die größeren Baufirmen gerade vom Wohnbaubereich, sprich vom Objektbau. Das bestätigt Armin Bachlechner, Osttirol-Sprecher der Landesinnung Bau.
Die OSG sorgt für Arbeit
Bei Bachlechner selbst habe man im Wohnbaubereich eine gute Auftragslage, auch wegen eines Überhanges aus dem Vorjahr. „Die Vollauslastung haben wir noch bis Juni, Juli“, sagt Bachlechner. Derzeit baut das Unternehmen Wohnanlagen, etwa in Kartitsch oder in Nußdorf-Debant. Er begründet, dass die Osttiroler Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft OSG ein aktiver Bauherr sei. Auch die Firma Bodner und die Firma Frey hätten derzeit zu tun. Was Bachlechner betont: „Der private Bereich ist sicher bis zu 70 Prozent eingebrochen, der klassische Hausbau extrem zurückgegangen.“
„Bis in den Sommer hinein schaut es mit der Auftragslage gut aus, danach ist es eher mager, aber es kommen wieder Ausschreibungen herein“, lässt Josef Mietschnig von Bodner Bau wissen. Der gemeinnützige Wohnbau schafft auch hier Arbeit. In Lienz, Kals, Matrei und Iselsberg werden Wohnanlagen errichtet. Und Mietschnig kann verkünden, dass mit Dienstag „bei uns alle Arbeit haben, die arbeiten wollen“.
Alle Mitarbeiter im Einsatz
Als durchwachsen bezeichnet Johannes Viertler von Viertler Bau in Sillian die Lage. Er erklärt, dass der private Sektor nicht ganz schlecht sei und besonders in der Landwirtschaft viel gebaut werde. „Schon seit Jahren werden neue Ställe gebaut, um Investitonen zwischen 400.000 und 500.000 Euro. Es gebe relativ viele Hofübernahmen, was dazu führe. Viertler informiert, dass es in Sillian viel Leerstand gebe und Sanierungen kaum erfolgten. Er ist froh, dass seine ganz Stammmannschaft - 15 Leute - Arbeit hat.
Josef Ruggenthaler von VM Bau in Matrei spricht von stark eingebrochener Nachfrage. „Ich habe mein Unternehmen rechtzeitig verkleinert, damit es noch funktioniert.“ Im Hochbau habe er nur mehr vier Mitarbeiter, der Rest der 18 Beschäftigten seien im Bereich Vollwärmeschutz und Innenputz im Einsatz.