Bei Unternehmensgründungen segelten in Österreich die Frauen im Jahr 2023 auf Rekordkurs. Fast jedes zweite Unternehmen (44,5 Prozent) wurde von einer Frau gegründet. Die Top-Fünf-Gründungsmotive sind: Flexible Zeit- und Lebensgestaltung (76,54 Prozent), die „eigene“ Chefin sein (64,39 Prozent), Steigerung des Einkommens (63,25 Prozent), Wunsch nach Eigenverantwortung (58,31 Prozent) und neue Berufsperspektive (56,03 Prozent).
Osttirol kann dazu mit interessanten Zahlen aufwarten. Hier sind bei 1300 männlichen Unternehmern 1080 aktive Unternehmerinnen registriert. Frauen tragen im Bezirke damit wesentlich dazu bei, dass die Wirtschaft läuft, seien es Firmenchefinnen, Hotelierinnen oder die „eigenen“ Chefinnen im Dienstleistungsbereich, in den viele Einzelpersonenunternehmen (EPU) fallen. „Und diese EPU sind mir sehr wichtig, sie sind zu unterstützen und zu stärken“, sagt Michaela Außerdorfer, Obfrau von Frau in der Wirtschaft. Sie ist selbstständige Image- und Styleberaterin. Das macht sie seit inzwischen 22 Jahren hauptberuflich und Außerdorfer schätzt die Selbstständigkeit, die freie Zeiteinteilung, die Herausforderung selbst Verantwortung zu übernehmen: „Mir hat das Netzwerk extrem viel weitergeholfen.“
Bei Michaela Hysek-Unterweger hat der Familienbetrieb die entscheidende Rolle gespielt, Chefin zu werden. „Das ist in der DNA“, lacht sie. Sie leitet die Unterweger Früchteküche in Thal mit mehr als 50 Mitarbeitern. Davon sind fast 70 Prozent Frauen. Hysek-Unterweger, auch Obfrau der Wirtschaftskammer Osttirol, ist überzeugt, dass Frauen in leitender Funktion einen anderen Blickwinkel haben. Was sie selbst als Unternehmerin antreibt? „Ich gestalte“, kommentiert sie dazu kurz, aber vielsagend. „Selbstständig sein heißt aber auch ,selbst´und ,ständig´. Ich könnte meinen Job ohne die Rückendeckung der ganzen Familie nicht machen“, gibt Hysek-Unterweger zu bedenken.
Momentan keine einfachen Zeiten
Die Herausforderung, dass kein Tag wie der andere ist, reizt Rebecca Schett von Villgrater Natur am Unternehmerin-Sein. Und sie ist davon angetan, „dass man seine eigenen Grenzen ausdehnen muss, um ans Ziel zu kommen“. Auch unvorhersehbaren Herausforderungen kann Schett, die 13 Mitarbeiter beschäftigt, etwas abgewinnen: „Das war zum Beispiel Corona, da habe ich viel gelernt. Ich bin kein Vogel Strauß, ich stelle mich den Gegebenheiten und gehe gestärkt aus solchen Ereignissen hervor.“ Was sie noch besonders schätzt, ist die Flexibilität, die sie als Firmenchefin hat.
Es gibt Phasen, in denen sie fast sieben Tage 24 Stunden im Einsatz ist, Anna Geiger-Vergeiner, die Besitzerin des Hotels Traube in Lienz. „Aber ich kann mir dann auch wieder Freizeit herausholen, obwohl wir ein Ganzjahres-Betrieb sind“, beschreibt sie doch auch Vorteile der Selbstständigkeit. Sie kann von sich behaupten, die geborene Gastwirtin zu sein. „Das macht mir Spaß“, sagt die Hotelchefin. Sie wirft aber ein, dass die Zeiten momentan keine einfachen seien, etwa beim Thema Mitarbeiter, von denen sie durchschnittlich 24 hat. Was ihr den Job erleichtert, ist die Familie, die sie tatkräftig unterstützt.