„Ein klimafitter Wald beginnt mit dem richtigen Saatgut“ – darüber waren sich Bundesminister Norbert Totschnig und Osttiroler Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler bei einem Lokalaugenschein im Landesforstgarten Nikolsdorf einig. Dort werden aus Baumzapfen die Samen von Lärchen, Fichten, Kiefern, Tannen oder Laubbaumarten wie Bergahorn oder Stieleichen gewonnen und gelagert. Neben dem Landesforstgarten Nikolsdorf gibt es nur einen weiteren Standort in Österreich, an dem das gemacht wird.

Doch der Standort in Nikolsdorf genügt den Anforderungen nicht mehr. „Die Samen müssen baumartenspezifisch vorbehandelt und je nach Baumart bei unterschiedlichen Temperaturen gelagert werden. Diese Möglichkeit haben wir nicht“, erklärt Landesforstdirektor Josef Fuchs. Zwar stehe im Forstgarten die einzige Samenklenge Westösterreichs mit angeschlossenem Kühlraum, wo die Samen von Lärche, Kiefer und Fichte bei minus sechs Grad Celsius über 30 Jahre lang ohne Qualitätsverlust gelagert werden könne. Für andere Baumarten sei der Forstgarten aber nicht ausgerüstet. Und diese Vielfalt brauche es allerdings dringend.

Auf den Flächen der Landesforstgärten wachsen die Jungpflanzen heran
Auf den Flächen der Landesforstgärten wachsen die Jungpflanzen heran © Land Tirol/Brunner Images

„Können so Wald der Zukunft sichern“

Deshalb plant das Land Tirol am Areal des Forstgartens die Errichtung eines neuen Saatgut-Hauses. Mit den Bauarbeiten soll voraussichtlich nächstes Jahr begonnen werden. Dieses wird vom Land Tirol finanziert. Für technische und maschinelle Ausstattung würden Bundesmittel zur Verfügung stehen, versichert Totschnig.

Der Neubau sei ein wichtiger Schritt, besonders nach den zahlreichen Schadensereignissen der vergangenen Jahre. Deshalb und aufgrund der Notwendigkeit, die Wälder an die sich ändernden klimatischen Bedingungen anzupassen, sind forstliches Saatgut und Forstpflanzen verschiedenster Baumarten immer gefragter geworden. „Es gibt europaweit einen großen Bedarf. Die Pflanzenproduktion ist jetzt schon ein großes Thema und wird es auch bleiben. Nur mit angepassten Waldbäumen können wir einen Wald der Zukunft sicherstellen“, sagt Totschnig. Mit dem neuen Saatgut-Haus wolle man sich auch speziell im Bereich der Mischbaumarten steigern.

Vom Zapfen zur Jungpflanze

Zuerst müssen die angelieferten Baumzapfen und Früchte getrocknet werden. In der Samenklenge werden daraus Samen gewonnen. Diese werden anschließend entflügelt, gereinigt und gelagert, bis sie auf den Flächen der drei Landesforstgärten zu kleinen Bäumen heranwachsen. Übrigens: Qualitatives Saatgut ist teuer. Rund 900 Euro kostet beispielsweise ein Kilo Lärchensamen.

Knapp drei Millionen Forstpflanzen verlassen Jahr für Jahr die Landesforstgärten in Stams, Bad Häring und Osttirol. Für die Wiederbewaldung der durch Sturm- und Borkenkäfer geschädigten Wälder werden heuer und im kommenden Jahr bis zu 4,4 Millionen Forstpflanzen benötigt. Um den Arbeitsanfall zu bewältigen, werden auch in allen drei Landesforstgärten noch Mitarbeiter gesucht.