Es sind berührende Geschichten, die Margarethe Oberdorfer zu erzählen weiß. Da ist kaum ein Stück in den vielen Vitrinen ihres neuen Miniatur-Museums „MiMu“ in Dölsach, bei dem die Keramikkünstlerin die Herkunft nicht genau kennt. Zu Zeiten der Weltkriege etwa fertigten die Menschen aus Feldpost-Briefen ein Kartenspiel, als sie sich in Bunkern vor den Bombenangriffen versteckt halten mussten. Schachfiguren konnte man damals aus Brot formen, indem man es lange genug kaute.

Aus der Zeit des Krieges in Europa erhalten ist dieses Kartenspiel aus Feldpostbriefen
Aus der Zeit des Krieges in Europa erhalten ist dieses Kartenspiel aus Feldpostbriefen © Christoph Blassnig

„Ich möchte auf den Wert der kleinsten Dinge aufmerksam machen“, erklärt Oberdorfer, und weist mit dem Zeigefinger auf einen Wattebauschen. Erst beim genauen Hinsehen erkennt man, dass darauf vier winzige Reiter auf Pferden gebettet sind - nur erbsengroß. „Diese Arbeiten entstanden mit ruhiger Hand unter einem Mikroskop.“ In der originellen Sammlung finde sich internationale Kleinkunst, Handwerkliches und Natürliches, beschreibt es die Museumsbetreiberin .

Die kleinsten Exponate im Museum sind diese vier unter einem Mikroskop von Hand geschnitzten Pferdereiter
Die kleinsten Exponate im Museum sind diese vier unter einem Mikroskop von Hand geschnitzten Pferdereiter © Christoph Blassnig

Das Museum gewährt einen Einblick in die vielfältigsten Möglichkeiten. Aus Tafelkreide zum Beispiel kann man schon im Kindesalter die schönsten Schnitzereien fertigen. Metall lässt sich als Drahtgerüst einsetzen oder flach walzen, um es zu beschreiben. Aus Holz entsteht vielleicht die kunstvolle Einrichtung für ein Puppenhaus oder aber feinstes Papier, wie es der verstorbene Oberlienzer Origami-Künstler Peterpaul Forcher für seine Schöpfungen verwendet hat. In der Ausstellung zeigt Oberdorfer auch textile Kunst aus Schafwolle, Baumwolle oder Seide.

Die Musemsbetreiberin selbst fertigt ihre Werke aus Keramik oder Ton. „Eigentlich wollte ich immer Malerin werden.“ Zu einem Markenzeichen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten vereinfachte Figuren entwickelt, die eine Flüchtlingsbewegung genauso veranschaulichen können wie Zitate aus der Bibel oder Sprichworte. „Ich bin seit jeher auch für Leihgaben oder Schenkungen dankbar. Diese Sammlung soll lebendig sein und weiter wachsen. Und vor allem: Es sollen sie möglichst viele sehen und erinnert werden, dass auch die kleinen Dinge durch große Ideen entstehen.“

Vereinfachte Figuren haben sich zu einem Markenzeichen von Margarethe Oberdorfer entwickelt
Vereinfachte Figuren haben sich zu einem Markenzeichen von Margarethe Oberdorfer entwickelt © Christoph Blassnig

Das Museum wird ganzjährig und täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet sein. Nur an den Montagen ist Ruhetag. Im Sommer zeigt das Atelier Marianna in einer Sonderausstellung Trachtenmode.