Das aktuelle Konjunkturbarometer der Tiroler Wirtschaftskammer lässt auf wenig Erfreuliches schließen. Die Wirtschaftslage im Land ist getrübt. Besonders betroffen sind Industrie, Handel und Verkehrswirtschaft. 31 Prozent der befragten Industrieunternehmen berichten von einer schlechten Lage, im Sommer 2023 waren es 15 Prozent. Im Handel hat sich der Anteil der negativen Rückmeldungen von vier Prozent im Sommer 2023 auf 33 Prozent erhöht, in der Verkehrswirtschaft von zwei Prozent auf 25 Prozent.
Die konjunkturell bedingte Nachfrageschwäche spiegelt sich in der Auftragslage der Unternehmen wider. Besonders stark eingetrübt hat sich die Auftragslage in der Tiroler Industrie: Aktuell melden 58 Prozent der Industriebetriebe eine schlechte Auftragslage, nur vier Prozent sind zufrieden. Für die kommenden Monate bis zum Frühjahr 2024 erwarten nur 13 Prozent der Leitbetriebe eine Verbesserung der Auftragslage, 27 Prozent sehen eine weitere Verschlechterung.
Man könnte jetzt meinen, die Tirolzahlen betreffend Industrie lassen sich einfach auf Osttiroler herunterbrechen. Doch, das ist nicht so einfach, weil sich Osttirol vielfach als krisenresistent erwiesen hat. In puncto Auftragslage gibt es jedoch kein klares Bild. So informiert Manfred Pletzer von der Firma iDM, dass im Werk in Matrei primär auf Lager produziert würde. „Nur für Großkunden fertigen wir über Auftrag“, sagt er. Bei Liebherr in Lienz wird man nicht konkret. Geschäftsführer Holger König bemerkte am Rande eines Termines, er sehe keine Veranlassung, über die Auftragslage zu sprechen. „Aber wie man sieht, wird kaum gebaut, und dann sind da die hohen Zinsen, die Menschen sparen“, umschreibt er eine wohl eher schwierige Situation.
Krisenherde spielen ihre Rolle
Bei der Firma Durst Austria in Lienz tut man sich weniger schwer. „Weltweit spüren wir im Bereich des digitalen Verpackungsdrucks ein großes Interesse, haben aber zugleich weniger Abschlüsse als im Vorjahr“, heißt es aus dem Mutterwerk in Brixen. Die Zurückhaltung stehe zum einen mit der weltgrößten Druckmesse Drupa in Verbindung, die im Juni 2024 nach acht Jahren wieder stattfinden wird und vielen zur finalen Entscheidungsfindung diene.
Zum anderen spielten das Zinsgefüge und die weltweiten Krisenherde bei Groß-Investitionen ihre Rolle. „Nichtsdestotrotz sind wir positiv und treiben auch in etwas stürmischen Zeiten Innovationen voran und nutzen unsere Marktchancen. Denn der Weg im Bereich Druck & Produktion in Richtung effizienter, digitaler und nachhaltiger Technologien ist nicht aufzuhalten und wir spielen ganz vorne mit“, teilt Pressereferent Sümer Cetin mit.
„Zu gut, um zu klagen, zu schlecht, um euphorisch zu sein“. Mit diesen Worten bringt Frank-Jürgen Hess vom Waffelhersteller Loacker die Lage auf den Punkt. Er sagt, dass es für die Jahreszeit ein bisschen mehr sein könnte. „Von Jänner bis Fasching bauen wir normalerweise die Herbstspitze ab, die hat es aber im vergangenen Jahr nicht gegeben“, lässt Hess wissen.
Von einer vernünftigen Auslastung spricht Hannes Theurl von Theurl Holz in puncto Holzindustrie. Man produziere der Jahreszeit entsprechend ohne größere Einschränkungen. Weiter in das Jahr hinein könne er nicht blicken: „Das ist aufgrund der vielen Unsicherheiten nicht möglich, vor allem auch wegen der geopolitischen Unsicherheiten, die viele Industriebetriebe trifft.“ Die Konflikte machten es unmöglich, bestimmte Länder zu beliefern und auch die Meidung des Suezkanals von Frachtschiffen spüre man.