Mehr als zufrieden ist die heimische Wirtschaft mit dem abgelaufenen Jahr. „Im Bezirk hat es noch nie so wenige Arbeitslose gegeben als 2023. Und es hat seit den Aufzeichnungen mit 20.400 noch nie so viele unselbstständig Erwerbstätige gegeben“, stellte Michaela Hysek-Unterweger, die Obfrau der Wirtschaftskammer (WK) Lienz, im Vorfeld des Neujahrsempfanges der Kammer fest. Gemeinsam mit ihr stand auch Tirols neue Wirtschaftskammer-Präsidentin Barbara Thaler heimischen Medien Rede und Antwort. Und Thaler brachte es auf das Tapet: „Die Baubranche ist mit dem Programm des Landes gar nicht zufrieden. Sie hätte sich mehr Hochbauten gewünscht. Ein ,Push`, so sagen die Vertreter der Branche, sehe anders aus.“ Die Klein- und Mittelbetriebe der Bauwirtschaft seien kurz gesagt, enttäuscht von diesem Programm.

In der Vorwoche wurde das Landesbauprogramm 2024-2025 zur Ankurbelung der Bauwirtschaft vorgestellt. 2,2 Milliarden Euro sollten investiert werden. In erster Linie werden auch in Osttirol Tiefbauprojekte umgesetzt. Einzig der Neubau des Internatstraktes von Schloss Lengberg in Nikolsdorf fällt in die Kategorie Hochbau. Die FPÖ Tirol tönte gestern dazu: „Ein Landesbauprogramm, das an den Erfordernissen der Bauwirtschaft vorbeigeht, ist nichts wert.“ Laut Thaler erlebe das Sanieren einen absoluten Boom.

Johann Kollreider, Michaela Hysek-Unterweger und Barbara Thaler
Johann Kollreider, Michaela Hysek-Unterweger und Barbara Thaler © Ruggenthaler

In Osttirol gibt es laut Johann Kollreider, dem Leiter der WK in Lienz, keine Einbrüche in der Bauwirtschaft zu beklagen. Aus Gesprächen wisse er, dass die heimischen Unternehmer, wo der Hochbau fehle, auf andere Gewerke wie den Lift- oder Tiefbau ausweichen. Auch Aufträge außerhalb des Bezirkes würden ausgeführt. Was in Osttirol derzeit völlig fehlt, ist der private Hausbau. Kollreider: „Der liegt am Boden“. Primär trage Verunsicherung der Häuslbauer wegen Inflation und Zinsen dazu bei.

Fehler der Vergangenheit eingestanden

Ein Dauerbrenner in der Osttiroler Wirtschaft ist der Campus in Lienz. Dort wird derzeit in Kursen unterrichtet. Eine Anfrage der Neos an die zuständige Landesrätin Cornelia Hagele hat ergeben, dass derzeit 25 Teilnehmer aus zwei Kurse aufgeteilt, unterrichtet werden. Ganze 27 Personen haben 2023 den Kurs „Krisen-, Katastrophen- und Risikomanagement“ beendet. „Der Campus Lienz muss zu einem dezentralen, aber vollwertigen Universitätsstandort ausgebaut werden“ fordert Hysek-Unterweger. Es seien teure Strukturen geschaffen worden, die aktuell brach liegen, das sei auf Dauer nicht zu rechtfertigen.

Sie, als auch Kollreider informieren, dass die WK derzeit in keinerlei Kreise eingebunden seien, wenn es um die Bespielung des Campus gehe. Hysek-Unterweger gestand ein, dass es in der Vergangenheit nicht ideal gelaufen sei und „dass wir einiges zusammen zu räumen haben.“ Thaler betonte: „Wenn man das wieder hinbekommt, dass der Campus richtig gut läuft, bringt das der Region einen Pluspunkt. Der Campus ist für Osttirol wichtig.“ Ende dieser Woche will die WK Osttirol ein Positionspapier dazu an den Landeshauptmann übergeben.