Was mit der Steiermark begonnen hat, wurde von Kärnten postwendend mit Tirol fortgesetzt: Es gab eine erste gemeinsame Regierungskonferenz. Sogar 20 Beschlüsse sind gefasst. Einstimmig natürlich. Das Spektrum reicht von der Senkung des Schutzstatus von Wölfen bis zur Förderung der Ansiedlung von Start-Ups, vom Wunsch nach mehr Wohnkompetenz bis zur Sichtbarkeit von Qualitätsgastronomie. Und weil der logische Tagungsgort Lienz war, stehen auch die tiefere Kooperation von Westkärnten und Osttirol, eine gegenseitige Anerkennung der Öffi-Zeitkarten und mehr Überwachung des Schwerverkehrs auf der Drautal-Bundesstraße im Absichts- und Forderungsprotokoll der Länder.

Solch eine erste gemeinsame Sitzung kann kaum mehr als ein Signal sein. Ein Abtasten in gesamter Runde, wie es sonst die Referenten der Landesregierungen immer wieder in ihren Fachgebieten absolvieren: Auch als Themengenerator der LH-Konferenz, auf die einige der Lienzer Beschlüsse verweisen. Doch die schwarzroten Koalitionen der Steiermark und Tirols vollziehen mit der rotschwarzen Exekutive von Kärnten nach, was die Legislativen in Innsbruck, Bozen und Trient seit 1991 tun: Sie haben sich in diesen 32 Jahren bereit 15 Mal zu einem Dreier-Landtag getroffen.

Macht entsteht aus Vertrauen

Wie zäh es ist, aus der Symbolkraft wirklich gemeinsames Vorgehen zu entwickeln, das zeigt genau die Entwicklung dieser Einrichtung. Die gemeinsamen Sitzungen der Abgeordneten vom Garda- bis zum Plansee sind ein gutes Zeichen der Aufarbeitung alter Feindschaften in Europa. Die bilateralen Regierungssitzungen hätten hingegen nur traditionelle Rivalitäten in einem Staat zu überwinden. Je mehr das gelingt – auch in Konkurrenz zum türkisschwarzen Gegenmodell in Salzburg, Ober- und Niederösterreich, desto stärker wird die regionale Ebene im Abgleich mit einer allenfalls instabilen Bundesregierung. Macht entsteht aus Vertrauen. Niemand weiß das besser als die Landeshauptleute.

Das politische Wirkungspotenzial gemeinsamer Regierungskonferenzen von Tirol und Kärnten ist größer als die aktuelle Gestaltungsmöglichkeit. Deshalb brauchen sie konkrete Pläne. Der Verkehr bietet sich nicht nur wegen vergleichbarer Projekte wie Brenner- und Koralmtunnel an. Infolge von Großbaustellen auf der Tauernautobahn dauert die Autofahrt von Klagenfurt nach Innsbruck oft kürzer über Lienz als das deutsche Eck. 2027 wird es ein halbes Jahr für den Bahnverkehr gesperrt. Nordtirol ist dann das Land hinterm Eck. Es muss die West-Ost-Parallele zur A1-Strecke mehr pflegen. Sie verläuft über Kärnten durch die Steiermark. Das ist ein Auftrag für weitere Kooperation.