657 private Autos kommen in Iselsberg-Stronach auf 1000 Einwohner. Damit liegt die Gemeinde an der Grenze zu Kärnten im Tiroler Spitzenfeld, genauer gesagt auf Platz sechs von insgesamt 277 Gemeinden. Bei der Anzahl der privaten Pkw gibt es große Unterschiede zwischen Tirols Gemeinden und Städte, wie eine aktuelle Analyse des Verkehrsclubs Österreich auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Auffallend dabei: Lienz ist ein Autofahrer-Bezirk, denn acht der 20 Gemeinden mit den meisten Autos pro 1000 Einwohner liegen in Osttirol.
Erster Bus erst um 8.30 Uhr
Iselsberg-Stronach wurde nur von Musau, Spiss, Namlos, Kaisers und Gramais überholt. In Gramais im Bezirk Reutte kommen statistisch gesehen 800 Autos auf 1000 Einwohner. Allerdings leben in der kleinsten Gemeinde Tirols nur 40 Menschen, demnach haben 32 von ihnen einen eigenen Pkw. Doch woran liegt es, dass gerade Iselsberg-Stronach in der Rangliste ganz weit vorne aufscheint? Bürgermeister Gerhard Wallensteiner begibt sich auf Ursachenforschung: „In den anderen Gemeinden im Lienzer Talboden kann man sein Ziel mit dem Fahrrad oder mit den Öffis besser erreichen.“ Doch so schlecht sei die Öffi-Anbindung von Iselsberg-Stronach gar nicht. „Weil genügend Busse durch das Mölltal fahren“, so der Gemeindechef. Allerdings: Der erste Bus von Lienz fährt erst um 8.20 Uhr gen Iselsberg. So sei etwas für die Kindergartenpädagoginnen etwa nicht machbar, mit dem Bus vom Talboden aus in die Arbeit zu kommen.
Was öffentliche Verkehrsmittel anbelangt, gilt das Defereggental eigentlich als Vorreiterregion. Seit Jahren fährt ein Ruftaxi des Verkehrsverbundes. Und man hat sogar ein eDefmobil installiert. Dennoch scheint auch Hopfgarten (638) in der Analyse im Spitzenfeld auf. Für Bürgermeister Markus Tönig liegt die Erklärung auf der Hand: „Wir haben sieben weit verstreute Ortsteile.“ Aber jene Hopfgartner, welche talauswärts zur Arbeit pendeln, würden eben in den meisten Fällen ein Auto brauchen. Generell würden seine Gemeindebürger das Öffi-Angebot aber gut annehmen.
Geld sparen mit Öffis
Doch welche sechs Osttiroler Gemeinden liegen beim Anteil der Privatautos noch im Spitzenfeld? Mit Schlaiten (648), Amlach (636), Dölsach (617), Thurn (614), Oberlienz (606) und Ainet (605) ausgerechnet Kommunen, die in Stadtnähe liegen. In den Top 20 Tirols liegen keine Orte des Hinteren Iseltals oder des Pustertals und seinen Seitentälern. Allerdings: Auch in der „Positiv“-Tabelle sind keine Osttiroler Gemeinden zu finden. Keine Überraschung ist hier der tirolweite Platz eins: In Innsbruck fallen nämlich nur 339 Privatautos auf 1000 Einwohner. In der Stadt Lienz kommen 448 Autos auf 1000 Einwohner. „Haushalte, die häufig mit Bahn, Bus, Fahrrad und zu Fuß mobil sein können, sparen sich im Vergleich zu Haushalten mit mehreren Pkw viel Geld und sind zudem umweltfreundlicher mobil. Wenn das öffentliche Verkehrsangebot, die Rad-Infrastruktur und die Nahversorgung verbessert werden, sparen Haushalte viel Geld“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest.
Wie groß das Potenzial dahingehend in Osttirol ist, wollten wir von Landesrat Rene Zumtobel (SPÖ) wissen. Er sagt: „Die Zahlen im Öffi-Verkehr im Bezirk Lienz zeigen, dass die Richtung grundsätzlich stimmt. Trotzdem sind viele Menschen im Bezirk – ähnlich wie in anderen Regionen Tirols – aktuell noch auf ein Auto angewiesen. Das ist auch der Besiedelung unseres Bundeslands mit vielen Seitentälern, Weilern und Dörfern geschuldet, insbesondere im Bezirk Lienz.“ Er will vor allem die gewonnenen Erkenntnisse des Öffi-Treffs, welcher vor kurzem in Lienz stattgefunden hat, für Verbesserungen in Osttirol nutzen.