Alles hat ein erstes Mal. So musste die OSG in ihrer 72-jährigen Geschichte erstmals erleben, dass der Wohnbau plötzlich steht. Und das trotz hohen Wohnungsbedarfs im Bezirk. Das ganze Jahr 2023 bis hin zum November hat die Wohnbaugenossenschaft keinen einzigen Baustart hingelegt. Kein Neubau wurde in diesem Zeitraum in Angriff genommen. Vorstand Wolfgang Wilhelmer nennt den Grund für diese absonderliche Entwicklung: „Die Förderungen waren zu gering, die Mieten zu hoch, die Baukosten zu teuer.“ Wilhelmer führt weiter aus: „Die Mieten waren in einem Bereich, dass man sich nicht traute, damit auf den Markt zu gehen.“

Erst im Herbst seien die Förderung vom Land gemeinsam mit den gemeinnützigen Wohnbauträgern entwickelt worden. Die Obergrenze sei so angepasst worden, dass man wenigstens wieder irgendwie eine Chance habe, Wohnungen an den Mann und die Frau zu bringen. Dazu sei eine leichte Entspannung bei den Baufirmen und im Baunebengewerbe zu verspüren. „Sie brauchen wieder Arbeit“, sagt Wilhlemer. So habe man es geschafft, mit fünf Wohnanlagen im Herbst wieder zu starten, und zwar in Kartitsch, in Matrei, St. Jakob, Kals und in Mittewald-Anras. Der unfreiwillige Stillstand hat dazu geführt, dass die OSG mit den Wohnbauten in Verzug gekommen sind. Wilhelmer: „Viele Gemeinden machen Druck, weil es viele Bewerber gibt.“


Wolfgang Wilhelmer, Vorstand der OSG
Wolfgang Wilhelmer, Vorstand der OSG © Uwe Schwinghammer

Die Rahmenbedingungen für den Wohnbau waren schon 2022 schwierig. Trotzdem stuft die OSG, Osttirols einzige Wohnbaugenossenschaft, dieses Wirtschaftsjahr als erfolgreich ein. Da war es noch möglich, sich mit dem Neubau von Wohn- und Reihenhausanlagen zu beschäftigen. Mit dem Bau- und Sanierungsvolumen war man zufrieden — trotz steigender Baukosten und sehr guter Auslastung der Baufirmen. Es war geringfügig niedriger als im Jahr 2021. 14,9 Millionen Euro betrug im Vorjahr das Neubauvolumen. 39 Wohnungen und 42 Garagenplätze wurden fertiggestellt. Mit Ende des Berichtsjahres 2022 befanden sich 113 Wohnungen, fünf Geschäftslokale und 165 Garagenplätze in Bau.

Bilanzsumme stieg um mehr als vier Millionen Euro

Um Wohnbau auch in Zukunft zu ermöglichen, wird von der OSG ausreichend Grundstücksbestand gesichert. 2022 wurden Grundstücke im Ausmaß von 7540 Quadratmetern erworben. Der Grundstücksbestand der OSG lag mit Ende des Vorjahres bei 71.443 Quadratmetern. Rund 450 Wohnungen sind auf diesen Grundstücken geplant und bereits in Bauvorbereitung.

Gesteigert werden konnte im Berichtsjahr die Bilanzsumme. Sie betrug 2021 172.688,7 Euro, im Vorjahr erreichte man 177.040,9 Euro. Der Jahresüberschuss (EGT) betrug 3,1 Millionen Euro — ähnlich wie 2021. Mit 846.832,28 Euro wurde der Bilanzgewinn gesichert. Zudem verfügt die OSG über 40 Millionen Euro Eigenkapital. Dieses wird laut Vorständen zur Gänze für die Finanzierung der Grundstücke und als Baukostenzwischenfinanzierung verwendet. Die Eigenkapitalquote betrug 23,10 Prozent. In nicht weniger als 20 Gemeinden waren 2022 Bauvorhaben in Bauvorbereitung.