"Wir haben keinen Online-Handel, das heißt, wir hatten in den vergangenen vier Wochen null Umsatz", schildert Ingo Herzig,Geschäftsführer von Schuhe Rieder, die nicht gerade rosige Situation für das Unternehmen. Das Familienunternehmen betreibt zehn Schuhgeschäfte zwischen Lienz, Villach und Hermagor. "Ich gehe davon aus, dass das Geschäft eher verhalten anlaufen wird. Unsere Filialen sind alle offen und wir haben auch die Öffnungszeiten nicht geändert", sagt Herzig. Alle Mitglieder der Familie haben in den vergangenen Wochen hart gearbeitet, um die neue Ware in die Regale zu bringen. Jetzt hofft der Unternehmer, dass das Frühjahres- und Sommergeschäft doch recht rasch Fahrt aufnehmen wird.
Gleich nebenan am Hauptplatz in Spittal betreibt Unternehmerin Marion Neuschitzer das Modegeschäft Zinell. Auch sie hat keinen Online-Handel und hat sich bewusst dagegen entschieden. "Ich möchte, dass meine Kunden ins Geschäft kommen können. Nur so ist eine typgerechte und perfekte Beratung möglich", sagt Neuschitzer, die in den vergangenen Wochen nahezu täglich im Geschäft war und für die Wiedereröffnung alles vorbereitet hat. "Ich schaue zuversichtlich in die Zukunft, meine vielen Stammkundinnen geben mir ein positives Gefühl", so die Unternehmerin.
Marion Klammer, die mit Tamara Tripp die Blumenstube im Neuen Rathausmarkt betreibt, wartet noch auf Ware. "Wir brauchen jetzt Schnittblumen, Kräuter und Zimmerpflanzen. Heute haben wir noch nichts bekommen, ich hoffe, dass wir spätestens am Donnerstag wieder genügend Ware haben, um unseren Kunden ein gutes Sortiment bieten zu können", sagt Marion Klammer.
Zuversichtlich zeigt sich Carola Arztmann, die am Hauptplatz das "Modemosaik" betreibt: "Unsere Kunden werden uns nicht im Stich lassen. Da bin ich mir sicher. Wir starten jetzt mit großem Optimismus, Abstand halten und Maskentragen, das wird sich alles einpendeln", ist Arztmann überzeugt.
Bestellhotline wurde gut angenommen
Die vergangenen Wochen ganz gut überstanden hat Barbara Kreiner (Buchhandlung Nest). "Ich habe recht bald verstanden, dass wir im Hintergrund arbeiten dürfen. Das heißt, ich habe eine Bestellhotline eingerichtet, mein Mann und ich haben die bestellten Waren dann entweder zugestellt und sie wurden kontaktlos vor dem Geschäft abgeholt. Die Zahlungsmoral war viel besser, als in Nicht-Coronazeiten und die Leute waren alle sehr herzlich", erinnert sich Kreiner an die vergangenen Wochen.
Bestellt wurden hauptsächlich Bücher, aber auch Papier für den Drucker, Hefte und Stifte. Eine große Hilfe war für Kreiner die Kleine Zeitung-Plattform Regional kaufen: "Wir haben deutlich gespürt, dass die Kleine Zeitung ein wichtiges Medium ist. Viele Kunden haben uns auf den Artikel in der Print- und Onlineausgabe angesprochen", freut sich Kreiner.
"Nach vier harten Wochen konnten wir heute Vormittag wieder die ersten Kunden begrüßen und bedienen. Es läuft langsam an, Kunden interessieren sich telefonisch, ob wir schon offen haben. Den großen Run haben wir auch nicht erwartet, es wird sich langsam einpendeln. Die neue Frühjahrskollektion steht jedenfalls bereit, was noch nicht da ist, wird in den nächsten Tagen eintreffen. Meine Mitarbeiterinnen und ich sind jedenfalls positiv gestimmt, das spüren wir auch bei den Kunden. Mit Mund-Nasen-Schutz, Abstand und Desinfektionsmittel sorgen wir für die Sicherheit", sagt Richard Gladitsch vom Fachgeschäft Kristler-Schuh in Hermagor.
"Diese vier Wochen Zwangspause haben uns wirtschaftlich schon sehr zugesetzt, zumal gerade das Ostergeschäft für uns Modehändler große Bedeutung hat. Heute Vormittag war noch nicht allzuviel los, ich hoffe aber sehr und bin auch zuversichtlich, dass unsere Kunden wieder zum Einkaufen kommen", sagt Hanns Stattmann vom gleichnamigen Modengeschäft am Hans-Gasser-Platz in Hermagor. Laut Umfrage vermissen 42 Prozent der Bevölkerung das Einkaufserlebnis. Für sein Geschäft waren bisher die großen Feste in Hermagor, wie das Speck- und Honigfest, wichtige Umsatzbringer. Diese dürften heuer wohl ausfallen. "Finanziell ist es derzeit nicht leicht, die Frühjahrskollektion muss vorfinanziert werden, die Lieferanten haben da kein Einsehen. Aber – es kann nur besser werden", zeigt sich der Unternehmer zuversichtlich.
"Bei uns war heute schon relativ viel los im Geschäft. Auch in den letzten Wochen, als das Geschäft zu war, hatten wir alle Hände voll zu tun. Unser kontaktloser Verkauf über die Rampe wurde von den Kunden sehr gut angenommen. Mittlerweile sind wieder fünf Mitarbeiter in Beratung und Verkauf tätig. Ich sehe durchaus positiv in die Zukunft, wir werden diesen Einschnitt sicherlich bewältigen. Auch bei den Kunden spüre ich eine Aufbruchstimmung. Sicher, die Situation mit den Schutzmasken ist sowohl für uns als auch die Kunden gewöhnungsbedürftig, aber es gibt da keine Probleme", sagt Daniel Schuller, der ein Elektrogeschäft in der Egger Straße in Hermagor betreibt.
Otmar Zankl, Landtechnik und Tankstelle in Jenig bei Hermagor: "Unsere Eni-Tankstelle hat aktuell ein Minus von rund 80 Prozent zu verzeichnen. Auch im Werkstattbetrieb sind wir ab dem 23. März auf Kurzarbeit und zwei Mitarbeiter für den Notdienst zurückgefahren. Seit heute ist wieder ein Drittel der Mitarbeiter in Vollzeit. Derzeit werden die Maschinen und Geräte, die im vergangenen Dezember und Jänner bestellt wurden, zusammengestellt und an die Kunden ausgeliefert. Ich denke, dass sich die Situation im Herbst zuspitzen wird, wenn die ersten gravierenden Einkommensausfälle – bedingt durch eine eingeschränkte touristische Sommersaison – schlagend werden. Grundsätzlich ist die Stimmung aber bei Kunden, Lieferanten und bei uns positiv."