"Das Priesteramt, das ist doch ein unproduktiver Beruf", sagte ein Friseur dem damals jungen Villacher Theologiestudenten Günther Dörflinger. Dieser schluckte, er wusste keine Antwort. An die 70 Jahre später lässt der mittlerweile zum Ehrendomherr ernannte, emeritierte Stadtpfarrer von Hermagor tief in sein Leben als städtischer Landpfarrer blicken. Diese Lebenserfahrungen fasst er in dem kürzlich vorgestellten Büchlein "Priester sein heute – ein ´unproduktiver´ Beruf?" zusammen.
Anekdoten einer Berufswahl
Als der blutjunge Dörflinger (mittlerweile 81) seinem Verwandten- und Bekanntenkreis eröffnete, dass er Priester werden wolle, reagierte man mit blankem Entsetzen. "Schade um den Buam" sagten die einen, andere wollten ihm "diese Flausen schon noch austreiben". Heute kann der Ehrendomherr auf fast 60 Jahre Priester-Tätigkeit, davon 50 Jahre in Förolach und Hermagor, als Stadtpfarrer zurückblicken. Ein Priesterleben mit allen Höhen und Tiefen, Zweifeln, Rückschlägen und auch seelischen Blessuren.
Die besonders schönen Momente
Doch es gibt auch viele schöne Erfolge, die sich in aktiven Pfarrgemeinden mit lebendigem Pfarrleben zeigen. Dörflinger hat sich sehr um Flüchtlinge und persönlich Gestrandete gekümmert, ihnen im christlichen Glauben fundierte Perspektiven aufgezeigt und sie auch vorgelebt. Sie alle stehen heute mit beiden Beinen im Leben, arbeiten und haben Familien. Haben all die Mühen als Priester am Ende doch etwas gebracht? Dörflinger: „Ja, es hat sich gelohnt, ich habe mich nicht umsonst geplagt, nicht umsonst gelebt, nicht umsonst geliebt!" Und als Christ dürfe man ohnehin vertrauen: „Das Beste kommt erst noch…."