Mit „Meine Bar in Italien. Warum uns der Süden glücklich macht“ sind Sie in den Bestsellerlisten. Was macht Sie hier in Bad Kleinkirchheim glücklich?
STEFAN MAIWALD. (Blickt auf die Kaiserburgabfahrt.) Für mich sind die Berge das Exotischste, was ich mir vorstellen kann. Ich komme aus der Norddeutschen Tiefebene und jetzt lebe ich in Grado auf Höhe des Meeresspiegels. Für mich ist die Nockregion etwas ganz Besonderes. Seit 15 Jahren bin ich regelmäßig hier und hätte nicht gedacht, dass es mir so gut gefällt, weil ich zu den Bergen zuvor keinen Bezug hatte. Ich bin natürlich auch ein Freund von guter Küche und finde, dass die Kärntner Küche ein paar sehr, sehr köstliche Gerichte hat, die es in Italien nicht gibt. Außerdem gehe wahnsinnig gerne spazieren, wandern will ich es nicht nennen, aber hier in Bad Kleinkirchheim gibt es wunderbare, relativ flache Wege und dabei kommt man auf wirklich gute Gedanken.
Kam Ihnen auch so die Idee, eine ganze Krimireihe zu schreiben, die hier spielt?
Ich gehe sehr gerne in der Sportalm und Trattlers Einkehr essen und trinke in der Greisslerei jeden Tag Kaffee. Da habe ich viele Leute kennengelernt und einiges erfahren. Ich hatte zuerst vor, Schlüssellochkrimis zu schreiben, also alle realen Personen ein bisschen verfremdet vorkommen zu lassen. Aber bei weniger als 2000 Einwohnern habe ich mir gedacht, da kann ich mich nie wieder blicken lassen. Daher ist, das kann ich versichern, alles fiktional: der Bürgermeister, das Luxushotel Pulracher – eine Mischung aus Pulverer und Ronacher – sowie sämtliche Personen. Trotzdem kommen noch immer Leser auf mich zu und sagen, wie gut ich jemanden getroffen hätte.
Mittlerweile sind drei Bad-Kleinkirchheim-Krimis erschienen. Bleibt es bei der Trilogie?
Sie sollen zu Filmen werden. Das ist ein langwieriger Prozess, aber der Bürgermeister hat auch schon gesagt, er wäre natürlich total begeistert. Klar, für den Ort wäre es eine tolle Werbung. Es geht ja um keine Massenmörder im Wald. In den ersten beiden Büchern gibt es schon einen Mord, aber es ist alles mit viel Humor. Ich hätte auch schon eine wunderbare Idee für Band vier und fünf, aber derzeit geht es einmal darum, es mit einer Verfilmung zu versuchen. Die ganze Energie liegt erst mal im Umschreiben in ein Drehbuch. Wenn wir es schaffen, einen Filmvertrag zu bekommen, würde es sofort mit den echten Büchern weitergehen. Hier und in der Umgebung gibt es genug Stoff dafür.
Im dritten Teil treibt der „Kärntner Yeti“ sein zotteliges Unwesen. Derzeit drängt sich der Wolf auf. Wie erleben Sie die Diskussion?
Wir hatten nach dem getöteten Jogger im Trentino eine ähnliche Diskussion in Italien. In Kärnten war ich überrascht über die Schärfe der Diskussion. Am Hinweg habe ich auch dieses Wolfsplakat gesehen. Ich denke da ganz als Autor und habe mir gedacht, das wäre eigentlich Krimistoff, so emotional wie die Debatte geführt wird. Aber das ist dann Fiktion.
Auch in ihrer Wahlheimat gibt es Aufregerthemen. Ist man vor den Partyexzessen à la Lignano in Grado sicher?
Heuer war die Angst dort sehr groß, aber sie haben das intelligent gemanagt und sich auch gesagt, dass das die Touristen von morgen sind. In den vergangenen Jahren war man von diesen totalen Partywochenenden sehr verstört. In Grado ist man sicher. Ich hoffe, niemand kommt auf die Idee, das Ganze dorthin zu verlegen.
Wieso haben Sie Ihren Lebensmittelpunkt nach Grado verlegt?
Ich habe meine Frau dort kennengelernt. Und zwar schon im Alter von 15 Jahren, am letzten Urlaubsabend. Es kam nicht einmal zu einem Kuss, aber wir haben Adressen getauscht und uns geschrieben, aber irgendwann riss der Kontakt ab. Es vergingen viele Jahre und über Pfingsten traf ich sie zufällig wieder – in Grado. Besonders zufällig deshalb, weil sie damals noch in Padua lebte. Es war wieder der letzte Abend und wieder ist nichts passiert, aber ich habe mir gesagt, das ist jetzt wirklich mehr als Zufall, das ist Schicksal. Wir haben uns dann im Sommer dort verabredet und sind seit dem 30. Juni 1996 zusammen. Das weiß ich so genau, weil an dem Tag Deutschland Fußballeuropameister wurde. Nach der Hochzeit und der ersten Tochter habe ich auch meinen Arbeitsplatz von München nach Grado verlegt.
Sie schreiben von dort als Kolumnist auch für unsere Leser.
Genau. Meine ,Post aus Grado’ erscheint alle zwei Wochen. Im Gegensatz zu meinem Blog, wo ich auch über meine neuen Bücher schreibe, versuche ich dabei, politischer zu sein. Viel zu erfahren gibt es in Pinos Bar – dort wurden schon Bürgermeister gemacht und wieder demontiert.
Woran arbeiten Sie gerade?
Im Dezember erscheint mit ,Die Porzellanmanufaktur’ eine Familiensaga, die im Nachkriegsdeutschland im Grenzgebiet spielt. Ich wuchs selbst im Zonenrandgebiet auf und habe die Selbstschussanlagen, die Wachtürme mit MGs gesehen. Im März 2024 folgen meine Spaghetti-Vongole-Tagebücher – eine kulinarische Reise von Venedig nach Triest.