Man kennt Sie als ORF-Wirtschaftsexperten und „Eco“-Moderator. Dass Sie auch Fotograf sind, ist den meisten nicht bekannt. Aktuell ist in Gmünd die Ausstellung „Dunkle Wege, dunkle Gedanken“ zu sehen. Was erwartet die Besucher?
DIETER BORNEMANN. Ich fürchte, wahrscheinlich die traurigste Ausstellung, die sie je gesehen haben, weil es um das Thema Depression geht. Ein Thema, das mich mein Leben lang begleitet hat, weil meine Mutter und mein Bruder schwer depressiv waren.
Wie kam es zur Ausstellung?
Vor ein paar Jahren hat mich ein steirischer Galerist angesprochen, ob ich in meiner alten Heimat ausstellen möchte. Für mich war klar, dass es einen persönlichen Bezug zu mir haben muss. Depressionen sind schwer zu bebildern, daher sind die Fotos sehr symbolisch und in düsterem schwarz-weiß, mit einer starken Vignettierung, also einem dunklen Rahmen. Der soll den eingeschränkten Blick zeigen, den depressive Menschen auf sich und ihr Leben haben.
Warum hat jedes Foto einen Begleittext?
Als Journalist war mir wichtig, dass die Ausstellung etwas Aufklärerisches hat. Jedem Foto liegt ein Gedanke, den ein depressiver Mensch hat, zugrunde, dazu gibt es eine Erklärung aus einer wissenschaftlichen Quelle. Das Thema psychische Erkrankungen soll enttabuisiert werden, denn viele scheuen sich noch immer, mit Seelenschmerzen zum Arzt zu gehen.
Warum haben Sie einen so starken Bezug zum Liesertal?
Vor sehr vielen Jahren habe ich gemeinsam mit meinem Freund Armin Wolf ein Schülerzeitungs-Seminar in Klagenfurt gehalten. Da habe ich ein Mädel kennengelernt, das mir sehr gut gefallen hat. Wir haben telefoniert und uns geschrieben. Nachdem die Eltern bemerkt haben, dass da etwas Ernstes daraus werden könnte, durfte sie beim zweiten Teil des Seminars nicht mehr teilnehmen und wir haben uns aus den Augen verloren.
Wie kommt es, dass Sie ein Ferienhaus in Trebesing haben?
Meine Frau und ihre Schwester haben dieses Haus ihrer Großeltern vor mehr als zehn Jahren geerbt. Es ist zum gemeinsamen Treffpunkt geworden. Im Sommer sind wir oft da, auch zu Weihnachten und zu Ostern – unsere Chance der Großstadt zu entfliehen und die Ruhe am Land zu genießen.
Was gefällt Ihnen besonders gut in Oberkärnten?
Der Wörthersee, wo sich die Seitenblicke-Gesellschaft trifft, sieht uns eher selten. Wir sind gerne am Millstätter See, der extrem schön ist und den wir mit dem E-Bike umrunden. Den Weißensee mögen wir besonders gerne, weil er so abgeschieden ist und ein Ufer de facto unverbaut. Man hat dort wirklich Ruhe und das Eislaufen ist großartig.
Man trifft Sie häufig in Gmünd – quasi auf der Straße – an . . .
Ja, ich mag das Städtchen. Wenn man hineinfährt, hat man das Gefühl, im Mittelalter gelandet zu sein. Die Gebäude sind sehr gut erhalten und es gibt viel Kultur. Mit Ausstellungen wie aktuell über Max Ernst, Picasso oder Maria Sibylla Merian im Vorjahr haben sich Stadt und Kulturinitiative einen guten Ruf weit über Kärnten hinaus erarbeitet.
Können Sie im Urlaub abschalten oder verfolgen Sie weiterhin aktuelle Entwicklungen im Wirtschafts- und Börsenbereich?
Man ist rund um die Uhr Journalist. Die ,Zeit im Bild‘ und Zeitung lesen gehören im Urlaub dazu. Als Vorsitzender des ORF-Redaktionsrates bin ich für die Kollegen natürlich auch im Urlaub erreichbar.
Der von der Bank Austria verliehene Horst-Knapp-Preis ging für die sachliche und ruhige Art, mit der Sie wirtschaftliche Sachverhalte verständlich vermitteln, an Sie. Wie gehen Sie an die Arbeit heran?
In der Pandemie ist vielen klar geworden, dass Wirtschaft nichts Abstraktes ist, sondern sie persönlich betrifft. Wir merken Inflation, steigende Mieten und Energiepreise. Plötzlich interessieren sich die Leute für den Großhandelspreis für Gas am Weltmarkt, weil der für sie Auswirkungen hat. Als Journalist eines Massenmediums ist es meine Aufgabe, komplexe Themen so aufzubereiten, dass sie gut verstanden werden.
Wann war Ihnen klar, dass Sie nicht die Landarztpraxis Ihres Großvaters übernehmen wollen?
Mit zwölf Jahren habe ich angefangen, bei der Schülerzeitung zu arbeiten. Schon da habe ich gespürt, das ist mein Traumberuf. Ich habe Schülerzeitungs-Seminare besucht und für die Obersteirischen Nachrichten und die Kleine Zeitung geschrieben. Nach der Matura bin ich zum Studium nach Wien gegangen – Publizistik, Deutsch, Geschichte und Politologie. Nichts davon habe ich fertiggemacht, weil die Arbeit immer mehr geworden ist. Nach mehreren Stationen bei Printmedien, habe ich 1992 beim ORF-Radio begonnen.
Wofür brennen Sie abseits des Journalismus?
Ganz stark für die Fotografie. Als ich mir vor mehr als zehn Jahren eine Digitalkamera gekauft habe, war ich für eine paar Wochen in New York. Die entstandenen Fotos zeigte ich einer Bekannten, die mich an einen Galeristen vermittelte. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch, der ersten Ausstellung folgte fast jedes Jahr eine weitere. Ich kann schon verraten, dass ich Fotos von Gmünd mache, die vielleicht nächsten Sommer auf der Alten Burg ausgestellt werden.