Der "GailtalBauer" in Kirchbach im Gailtal ist Geschichte. Ende Juni wurde er zugesperrt. Viele Hoffnungen und kühne Erwartungen waren mit dieser Idee eines Erlebnisbauernhofes verknüpft. Ziel war, ein unverwechselbares Ausflugsziel für die ganze Familie zu schaffen. Mit Hofladen, Schaukäserei, Komfort-Kuhstall, Kinderspielplatz, Streichelzoo und als Novum ein Heu-Kino. Genährt wurde das Projekt von Expertisen der Freien Universität Krems, die den Projektbetreibern laut Marktforschung wirtschaftliche Höhenflüge in Aussicht stellten. Täglich könne, so die These, mit der Anfahrt von drei Bussen, vornehmlich aus der Zielgruppe Pensionisten, gerechnet werden. Also viele Besucher, die nach der Führung durch Stall und Stadel auch noch im Hofladen einkaufen würden.
Mit dieser Hoffnung gingen die Gesellschafter 2012 an die Projektierung und an die Errichtung. 2015 wurde der "GailtalBauer" eröffnet. "Die Baukosten betrugen 3,5 Millionen Euro, rund 350.000 Euro kamen aus öffentlichen Mitteln", sagt Geschäftsführer Rudolf Dollinger. Doch von Beginn an war Sand im Getriebe des Hofes. Es gab Probleme mit den Anrainern, im Nachhinein wurde sogar der Baubescheid aufgehoben. Das Landesverwaltungsgericht hatte da einiges zu tun.
Insolvenz im Jahr 2018
Im Herbst 2018 ging der Erlebnisbauernhof in Konkurs, es gelang aber die Fortführung des Betriebes und die Entschuldung über einen Sanierungsplan. "Wir stellten uns geregelte Dienstzeiten und fair bezahlte Löhne für die bis zu zehn Mitarbeiter vor. Den Hof in dieser Form zu führen, ist wirtschaftlich allerdings gescheitert", bekennt Dollinger. "Das war trotz 18.000 jährlichen Besuchern zu Spitzenzeiten wirtschaftlich nicht durchzuhalten."
Auch die zweite Variante, den Hof als Familienbetrieb zu führen, schlug fehl. Christof Wassertheurer, von Beginn an mit im Boot und eigentlich das Gesicht des GailtalBauern, warf Ende Jänner dieses Jahres das Handtuch. Der Käsespezialist bewirtschaftet mittlerweile die heimische Großfrondellalm. Mit ihm verließ auch das letzte Vieh – 50 Rinder und Schweine – die Stallungen. Der Verkaufsraum ist geschlossen, es gibt auch keine Führungen mehr. Diese Stille schmerzt regelrecht.