Schauplatz Teuchlgraben im Gemeindegebiet Reißeck, 5600 Hektar Wald erstrecken sich zwischen Napplach bis zum Bärenkopf. Ein Viertel davon befindet sich im Besitz der Österreichischen Bundesforste AG. Auf immense Windwürfen und Sturmschäden folgte hier der Schneebruch. "Solche Mengen an Nassschnee auf 1800 Meter Seehöhe wie 2020 hätte ich nicht für möglich gehalten. Die Wipfel sind einfach abgebrochen", schildert Revierleiter Arnold Knötig und deutet auf eine der Schadflächen mit 13 Hektar. Die Aufarbeitung dauert noch immer an. Zusätzlich wurde mit den Aufforstungsarbeiten begonnen.
Für diese rücken zwei Forstfacharbeiter aus. Im steilen Gelände sticht Rene Egger mit einem Hohlspaten die ersten Löcher für die Fichten-Topfpflanzen aus: "Wichtig ist beim Setzen immer zuerst die ganzen Streuschichten gründlich zu entfernen, damit die Pflanze dann wirklich in den Boden hineinkommt. Gut andrücken, damit sie fest sitzt und dann geht es schon mit der nächsten weiter." Vor drei Wochen begann der Zwanzigjährige im Forstrevier Obervellach.
25 Bäume pro Stunde
Seinen ersten Baum setzte er mit zwölf Jahren im Wald des elterlichen Betriebs in Seeboden. Nach der Landwirtschaftlichen Fachschule Litzlhof ging es für einen Aufbaulehrgang mit Matura an die steirische HBLFA Raumberg-Gumpenstein und für die forstliche Ausbildung schließlich nach Ossiach. "Wir haben ständig neue Aufgaben, ob beim Pflanzen, Durchforsten, die klassische Arbeit mit der Motorsäge, bis hin zu Käfernester suchen oder Hubschrauberflüge koordinieren", schildert Egger, der die abwechslungsreiche Arbeit in der freien Natur schätzt.
"Unsere Stundenleistung in diesem steilen Gelände liegt etwa bei 25 bis 30 Stück", sagt Ewald Egger, während er den Stich für die Winkelpflanzung der wurzelnackten Lärche setzt. Die Hoffnung ist, dass ein Großteil der Setzlinge anwachsen. Trotz Wetterkapriolen, Wildverbiss und Schädlingen gelingt ein Anwuchs von 50 Prozent. Die Erfolge der Arbeit kann der Forstfacharbeiter, der 1986 als Lehrling begann, mittlerweile besonders gut abschätzen: "Jahrzehnte später sieht man, was richtig gelaufen ist."
Der Wald der Zukunft
Die Arbeitsmöglichkeiten werden durch die kurze Vegetationszeit bestimmt. "Wir haben mit der Frühjahrsaufforstung begonnen, die Hauptsetzzeit ist bei uns im Mai", erzählt Egger. 27.000 Jungbäume werden im Mölltal heuer eingepflanzt. "Auch wenn in der Teuchl natürliche Fichtenbestände dominieren, lautet die Devise, weniger Fichte, mehr Lärche und Tanne", betont Knötig.
Die Forstarbeit sei im Wandel, um die Biodiversität und die Widerstandskraft der Wälder gegen Schädlinge wie den Borkenkäfer zu erhöhen: "Das Aufforsten ist dabei nur der erste Schritt. Eiche und Walnuss werden gezielt gefördert. In höheren Lagen machen wir auch Versuche mit dem Bergahorn", so der Förster. Damit diese den nötigen Platz bekommen, brauche es beim Durchforsten auch Mut, wenn Nadelbäume weichen müssen.
Eigene Samenbank
Zum unverzichtbaren Hilfsmittel bei der täglichen Arbeit wurde das Tablet: So sind etwa alle 2600 Grenzsteine auf der Karte erfasst. Zu jedem Standort gibt es Daten wie Fläche, Neigung, Bestockungsziele oder Seehöhe. Letztere spielt eine entscheidende Rolle: "Das verwendete Saatgut muss aus der richtigen Lage stammen, damit Austriebszeitpunkt und Kälteresistenz stimmen. Deshalb werden die Samen auch direkt bei uns gewonnen", erklärt Knötig.
Zertifiziert, haltbar gemacht und gelagert werden sie in der Klenge, der Samenbank der Bundesforste in Niederösterreich. Vier Jahre dauert es, bis die Jungbäume von den Pflanzgärten wieder zurück ins Mölltal kommen – wo sie wieder zum Schutzwald der nächsten Jahrzehnte heranwachsen sollen.