„Die Greifenburger Bevölkerung braucht dringend eine Umfahrung, jedoch ist die aktuelle, teure Variante in der Hochwasserzone problematisch“, schreibt Michael Dünhofen, Obmann des Vereins Lebensraum Oberes Drautal, in einem offenen Brief an die Mitglieder der Landesregierung. „Fünf Hektar Retentionsflächen gehen hier verloren und die Baukosten im Grundwasserbereich sind deutlich höher als bei einer nördlicheren Trassenführung“, stellt Dünhofen in den Raum. Bekanntlich befindet sich der Sicherheitsausbau der Drautalstraße (B100) bei Greifenburg seit 2018 in Planung.
Erfahrungen aus anderen Regionen in diesem Jahr würden zeigen, dass ein 100-jährliches Hochwasser in Zeiten des Klimawandels oft unzureichend kalkuliert sei. Dünhofen und dessen Mitstreiter bringen die „bereits 2009 verordnete und UVP-geprüfte Umfahrungsvariante“ ins Spiel. Dass dieser Bescheid und diese Bewilligung seither ungenutzt blieben, hat die Bürgerinnen und Bürger in Greifenburg nun über ein Jahrzehnt auf die dringend benötigte Entlastung warten lassen. „Die damals genehmigte Variante verläuft außerhalb der Hochwasserzone, was Bau- und Folgekosten reduzieren würde“, schreibt Dünhofen.
Wie berichtet, empfahl der Landesrechnungshof (LRH) in seinem Prüfbericht zum „Großvorhaben Umfahrung Greifenburg“, auf die Unterflurtrasse im Bereich Greifenburg-Mitte zu verzichten. Dünhofen dazu: „Mit den 11 Millionen Euro, die allein der Kreisverkehr mit Unterflurtrasse und Auf- und Abfahrtsrampen kostet, könnte eine ortsnahe Umfahrung sofort gebaut werden.“ Der Verein appelliert ans Land, unmittelbare Entlastungsmaßnahmen umzusetzen. Das würde gelingen, indem Tonnagebeschränkungen, ein Transit-Stopp für Mautflüchtlinge und Tempo 30 im gesamten Ortsgebiet verordnet werden würden.
„Das Projekt Umfahrung Greifenburg wird so weiterverfolgt und umgesetzt wie es beim LRH zur Prüfung eingereicht wurde“, stellt man seitens des Büros von Landeshauptmann-Stellvertreter Martin Gruber (ÖVP) klar. Nur diese Trasse sei bescheidmäßig genehmigt, der LRH hat die Trassenführung bestätigt. Eine Umplanung würde das Projekt zeitlich erneut zurückwerfen und hohe Kosten verursachen. „Die Umsetzung wurde der Oberkärntner Bevölkerung und der regionalen Wirtschaft versprochen, und dazu steht die gesamte Landesregierung. Es ist bedenklich, dass Einzelpersonen versuchen, die Bevölkerung mit Falschmeldungen zu verunsichern“, reagiert Gruber auf den offenen Brief.
Grundeinlöseverfahren werden 2025 fortgesetzt
Das Gesamtprojekt im Ausmaß von aktuell 69 Millionen Euro sei im mehrjährigen Finanzrahmen des Landes budgetiert. Die Empfehlungen des LRH wurden eingearbeitet, was zu Einsparungen von rund 6 Millionen geführt habe. Mit den Grundeinlöseverfahren wurde begonnen, diese werden 2025 fortgesetzt. Danach werden die Ausschreibung der Bauleistungen und in Folge der Baustart für die 6,5 Kilometer lange Umfahrung erfolgen.
Die vom Verein angeregten Sofortmaßnahmen lägen nicht in der Zuständigkeit der Straßenbauabteilung, wurden von der Verkehrsbehörde aber bereits geprüft und als nicht zielführend und als gesetzlich nicht umsetzbar eingestuft.