Hat die Tourismuswirtschaft im Alpen-Adria-Raum Zukunft und wie kann sie gesichert werden? Hermagor hat bereits Vorsorge getroffen. Mit diesen Fragen beschäftigte sich ein mehrtägiges Symposium der Südeuropagesellschaft im Hotel „Carinzia“ in Tröpolach, das vom Geografen und Völkerkundler Peter Jordan geleitet wurde. Der Hermagorer ist langjähriges Mitglied des wissenschaftlichen Beirates.
Über 60 Teilnehmer aus acht Nationen, darunter namhafte Wissenschaftler mehrerer südeuropäischer Universitäten, beleuchteten in 32 Referaten die Umwälzungen und Herausforderungen, vor die der Tourismus in den Bergen und an der Adriaküste steht. An den Küstenstreifen Kroatiens machen etwa die zunehmenden Hitzetage große Sorgen. Hier könnten in Strandnähe zu errichtende, schattenspendende Grünoasen Abhilfe schaffen. Niedrig gelegene Skigebiete werden sich gänzlich umorientieren müssen. „Schneeprobleme, zu volle Pisten, keine verpflichtenden Schulskikurse mehr, das alles mündet in ein abnehmendes Interesse am Skisport“, fürchtet Jordan.
Die Tourismusforscher sehen künftig überhaupt ein Abflachen der Saisonspitzen, zugunsten der Vor- und Nachsaison. Jordan: „Das wäre wirtschaftlich sogar erstrebenswert, zumal die Infrastruktur sich durchwegs an Spitzenbelastungen orientiert und deshalb teuer ist.“ So könnte eine längere Auslastung den Betrieben und ihren Mitarbeitern entgegenkommen. Allerdings bedürfe dies einer Umorientierung und Anpassung des touristischen Angebotes.
Den Gästen müsse in den Nebensaisonen Attraktionen, Ausflugsziele und Veranstaltungen geboten werden. „In Kroatien hat man mit kleinen, bodenständigen Kunstfestivals gute Erfahrungen gemacht“, weiß Jordan. Primär in Kroatien, noch nicht so sehr bei uns, macht das „Geschäft zwischen Auswärtigen“ Sorgen. Auswärtige Betriebsinhaber mit ihren auswärtigen Mitarbeitern machen die Einheimischen mehr und mehr zu touristischen Zaungästen. „Sie fragen sich, wem der Tourismus eigentlich dient, zumal die Wertschöpfung nicht im Ort oder in der Gemeinde bleibt und nur zu steigenden Grundpreisen, Mieten, Infrastruktur- und Lebenshaltungskosten führt“, weiß Jordan. In Kroatien verlassen die Einwohner ihre Orte und ziehen weg.
Touristischer Masterplan für Hermagor
Laut Bürgermeister Leopold Astner (ÖVP) habe die Stadtgemeinde Hermagor im neuen touristischen Masterplan Vorsorge getroffen. Und Markus Brandstätter, NLW-Geschäftsführer, verweist auf eingeleitete Maßnahmen, wie etwa längere Öffnungszeiten der Bergbahnen Nassfeld und Weißensee, die Slow Food Travel-Initiative oder Events, welche die Region über die gesamte Saison hinweg zu einem Ort voller Erlebnisse machen würden.
Brandstätter: „Die Finanzierung der auch für Einheimische zugänglichen Freizeitinfrastruktur wird durchwegs aus Tourismusmitteln finanziert.“ Zudem habe man, so Brandstätter, mit dem Projekt Naturforum 4.0 eine Plattform geschaffen, um das Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen Grundeigentümern, Jägern, Behörden, Tourismusvertretern und anderen wichtigen Akteuren zu stärken.