Mit Anfang Oktober ist Tierarzt Franz Stefan aus Kötschach-Mauthen nach über 30-jähriger Dienstzeit in den Ruhestand getreten. Seitdem befindet sich das Lesachtal in einem veterinärmedizinischen Umbruch. Die Gailtaler Tierärzte Daniel Ragger und Michael Sorschag übernehmen die Versorgung der Orte St. Jakob, Birnbaum und Liesing. Den westlichen Teil des Tales betreuen die beiden Osttiroler Heinrich Rauchegger und Michael Baldauf. „Bis Jahresende gilt diese Abmachung. Dann wird die Entscheidung getroffen, ob eine langfristige Versorgung möglich ist“, sagt Vizebürgermeister Bernhard Knotz, der selber als Landwirt betroffen ist.
„In den kommenden Monaten stehen zwischen 800 und 1000 Besamungen von Mutterkühen an. Wir wissen nicht, ob die Veterinärmediziner, die schon sehr beschäftigt sind, das auch im Lesachtal schaffen“, so Knotz weiter. Zudem verteuern die weiten Anfahrtswege die notwendigen Eingriffe bei den Mutterkühen. „Besonders jene Bauern, die in abgelegenen Ortschaften wohnen, müssen am tiefsten in die Tasche greifen“, sagt Knotz und fürchtet, dass sich einige Kleinbauern die zusätzliche Belastung nicht mehr antun.
Landwirte zweifeln an getroffener Lösung
Doppelt betroffen ist auch Markus Salcher. In St. Lorenzen betreibt er die Metzgerei „Lesachtaler Fleisch“, die Tierbeschau hat in der Zwischenzeit Michael Sorschag übernommen und in Liesing bewirtschaftet er seinen Bauernhof mit 40 Stück Vieh. „Franz Stefan ist bei jeder Tages- und Nachtzeit, sogar im Winter bei Schneefall bei Notfällen von Stalltür zu Stalltür gefahren“, erinnert sich Salcher. Er ist skeptisch, ob es für die derzeitige Situation eine gute Lösung geben wird: „Einen Tierarzt kann man nicht einfach ersetzen.“ So setzen sich bereits jetzt etliche Landwirte ein, dass man sich umgehend um eine Nachfolge für Franz Stefan bemühen sollte.
Anders denkt der Leiter der Tierärztekammer, Franz Schantl, der gemeinsam mit dem Ausschuss für Landwirtschaft der Gemeinde Lesachtal das genannte Modell erarbeitet hat. Sollte sich dies nicht bewähren, wird man sich mit Beginn des nächsten Jahres um eine Tierarztpraxis auch für Kleintiere im Tal bemühen.
Gelöst ist vorläufig der Tiergesundheitsdienst für die 37 Milchbauern im Tal. „Eine Liste der zur Verfügung stehenden Tierärzte aus Kärnten und Osttirol wird an die Landwirte geschickt. Der Landwirt kann sich dann mit einem in Verbindung setzen, der die Betreuung seines Betriebes übernimmt“, sagt Johannes Hofer, zuständig für die Tiergesundheit Kärnten.
Hans Guggenberger