In Kötschach-Mauthen beginnt sich Erleichterung breitzumachen. Die Plöckenstraße soll, laut italienischen Behörden, Mitte bis Ende Dezember wieder befahrbar sein. Dieses Ereignis will man gemeinsam mit den italienischen Nachbarn entsprechend feiern. Der Felssturz nachts zum 2. Dezember 2023 führte zu einer harten Zäsur für die OG-Wirtschaft. Tourismus, Handel und Gewerbe litten besonders. „Die Finanzlage veränderte sich für viele Betriebe erheblich bis dramatisch“, bekannte ein heimischer Banker. Aus Timau oder Paluzza werden Umsatzrückgänge von bis zu 50 Prozent berichtet, die traditionell engen gesellschaftlichen Beziehungen wurden für viele „Grenzgänger“ gekappt.
Doch jetzt zeigt sich am Plöcken ein dicker Silberstreif. „Wir haben von Italien die Zusicherung bekommen, dass die Straße Ende Dezember wieder befahrbar sein wird,“ berichtet Straßenbaureferent und Landeshauptmann-Stellvertreter Martin Gruber (ÖVP). Letzte Woche gab es in Tolmezzo ein Treffen mit seiner friaulischen Amtskollegin Cristina Amirante und den jeweiligen Spitzenbeamten. Amirante habe dabei „die Sicherung der Abbruchstelle und die Wiedereröffnung der Plöckenstraße bis Ende 2024“ zugesagt.
Mehrere Varianten werden geprüft
Seit April prüft eine bilaterale Arbeitsgruppe mögliche Varianten für einen langfristig sicheren Ausbau des Plöckenpasses. Schon Mitte September sollte das Ergebnis vorliegen, die Prüfung einer weiteren möglichen Variante ließ das aber nicht zu. Geprüft werden die Varianten Scheitel- und Basistunnel sowie zwei externe Straßenführungen im Gebiet von Timau, darunter auch die Trasse am Westhang (Römerstraße) zur Passhöhe. Mit diesem Ergebnis beabsichtigen dann – das berichten Insider - Kärntens und Friauls Regierungsvertreter gemeinsam nach Rom zu Infrastrukturminister Matteo Salvini „pilgern“, um dort den Wunsch nach einer dauerhaften winter- und steinschlagsicheren Verbindung dieser zwei Regionen zu deponieren.
Auch Friaul weiß um die Bedeutung dieser neben dem Brenner und Tarvis drittwichtigsten Nord-Südverbindung. Insgesamt wurden im Jahr 2023 in Friaul-Julisch Venetien 2,9 Millionen Touristen gezählt, von denen 1,6 Millionen ausländische Staatsangehörige waren: Österreichische und deutsche Touristen machen fast 60 % der ausländischen Touristenströme aus. „Dieses schwierige Jahr hat gezeigt, welch enorme Bedeutung die Plöckenstraße für unsere Region hat“, sagt Ingo Ortner, grenzüberschreitender Netzwerker und engagierter „Plöckenkämpfer“.
Es ist ein „Wiedersehenstag“ geplant
Tatsächlich ist Oberkärnten und Osttirol mit der Region Carnia seit über 2000 Jahren wirtschaftlich, kulturell und gesellschaftlich eng verflochten, nur eine sichere Verkehrsverbindung kann diese Gemeinsamkeit im Herzen Europas auch in Zukunft gewährleisten. Wie aber bereitet sich Kötschach-Mauthen auf den Öffnungstag vor? Dem Vernehmen nach ist ein „Wiedersehenstag“ in Form einer Senza Confini-Veranstaltung auf der Passhöhe, in Kötschach-Mauthen oder Paluzza geplant. „Von Seiten der Karnischen Werkstätten wollen wir uns dazu einiges überlegen“, lässt Jungunternehmerin Victoria Gailer wissen. Sie möchte auch als Vorstandsmitglied vom Verein „So viel mehr Kötschach-Mauthen“ die wirtschaftlichen Bande über die Grenze nach dem Stillstand wieder in Schwung bringen. „Das vor der Sperre geknüpfte grenzüberschreitende Netzwerk von jungen Unternehmerinnen soll weiter ausgebaut und intensiviert werden“, kündigt sie an.
Gezielte Schritte sollen darüber hinaus zur Bündelung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen von grenznahen Unternehmen beitragen. Bürgermeister Josef Zoppoth (SPÖ) zeigt sich über die nahende Aufhebung der Sperre ebenso erfreut. „Die Gemeinde hat zwischenzeitlich eine Erhebung über die Auswirkungen dieser Sperre in Auftrag gegeben, die als Grundlage für die Installierung eines Hilfsfonds für besonders betroffene Betriebe dienen soll“, lässt der Gemeindechef wissen. Eines sei aber von vornherein klar: Eine weitere ähnlich lange Sperre würden eine Anzahl von Betrieben nicht überleben. An der Absturzstelle ist hingegen noch einiges zu tun. Die betroffene Galerie ist abgeräumt, mehrere stählerne Fels-Sicherungsnetze montiert. Von abgebrochenem Felsmaterial noch massiv verlegt ist das nördliche Tunnelportal. Es zeitnahe freizubekommen, ist offensichtlich schaffbar.