Der Herbstbeginn markiert das Ende der heurigen Almsaison. Ein Großteil der Kühe, Schafe, Ziegen und Pferde befindet sich bereits im Tal, nur wenige grasen noch auf den Mittellagen. Der Wolf sei zwar auch diesen Sommer präsent gewesen und hätte vor allem in den Hotspot-Regionen wie der Kreuzeckgruppe und im unteren Drautal zugeschlagen, dennoch seien die Risszahlen im Vergleich zu den Vorjahren gesunken, bemerken die Bezirksjägermeister Raphael Gressel aus Hermagor und Christian Angerer aus Spittal. „Der vorläufige Stand bei den gerissenen Nutztieren liegt bei 25. Überwiegend betroffen sind Schafe und Ziegen“, teilt Roman Kirnbauer, Wolfsbeauftragter des Landes Kärnten, mit.
Was jedoch gestiegen sei, ist die Anzahl der verschwundenen Tiere. „Es gibt deutlich mehr Nutztiere, die wir nicht mehr finden“, sagt Gressel, was auch Angerer bestätigen kann: „Die Zahl der nicht gefundenen Tiere ist auf hohem Niveau.“ Wie hoch die Anzahl tatsächlich sei, könne Kirnbauer zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen. „Wir bekommen die finalen Zahlen Ende Oktober beziehungsweise Anfang November“, erklärt er. Bis dahin hätten die Bauern noch Zeit, die Vermisstenzahlen zu senden oder noch nach ihren Tieren zu suchen.
Eine Herde in Panik
Zudem hätte sich das Verhalten der Schafe, Ziegen und Rinder die mit Wölfen in Kontakt gekommen sind, deutlich geändert. „Sie sind schreckhafter, bewegen sich schneller und sind grundlos gehetzt“, schildert Gressel, dem auf seiner Alm noch ein Kalb und elf Schafe abgehen. Kleinigkeiten würden ausreichen, um die gesamte Herde in Panik zu versetzen.
Speziell Rinder würden in so einem Zustand kopflos durch Zäune rennen, zum Teil abstürzen oder verletzt zurückbleiben. „Man glaubt, seine Tiere zu kennen und am nächsten Tag verhalten sie sich komplett anders“, ergänzt Angerer, der auch davon berichten kann, dass es bereits die eine oder andere Wolfssichtung in Talnähe gegeben hat. „Er dürfte den Nutztieren gefolgt sein“, mutmaßt der Spittaler Bezirksjägermeister, der nur eine vorsichtige Prognose für den nächsten Almsommer geben kann: „Ich denke, dass es sich so fortsetzen wird. Aufgrund der Bejagung ist der Wolf sicher vorsichtiger geworden, über die Grenzen kommen aber viele junge und unerfahrene Tiere nach, die dazu neigen werden, Nutztiere zu reißen.“
Bär breitet sich aus
Während im Bezirk Spittal Live-Sichtungen von Bären noch nicht bestätigt werden konnten, gibt es hingegen im Bezirk Hermagor bereits Nachweise. „Im unteren Gailtal ist einer unterwegs, der regelmäßig von Wildkameras erfasst wird“, informiert Gressel. Bis auf zerstörte Bienenstöcke, einen Geräteschuppen, der von dem Tier aufgebrochen wurde, und ein nachweislicher Riss Anfang August in der Gemeinde St. Stefan, gab es bislang kaum Zwischenfälle. Dennoch mahnen beide Bezirksjägermeister, die Verbreitung im Auge zu behalten. Weil der Ausbreitungsradius eines Bären geringer ist, als jener von Wölfen, dauert es auch länger, bis sie sich verbreiten. „Kommen sie häufiger vor, sind Risse sicher nicht auszuschließen“, gibt auch Angerer zu bedenken.