Stille liegt am Samstagmorgen über dem Campingplatz „Am Waldbad“ in Dellach im Drautal. Etwa 90 Gäste, bei den meisten handelt es sich um Familien mit Kindern, verbringen aktuell ihren Urlaub in der Oberkärntner Gemeinde, genießen die frische Luft, frühstücken und beobachten die dunkle Wolkenwand, die immer näherkommt. Ein lauter Knall setzt der Idylle jedoch ein jähes Ende: Eine Gasflasche ist plötzlich explodiert, aufgrund der gewaltigen Druckwelle gehen weitere, daneben gelagerte Flaschen, in die Luft. Bäume ganz in der Nähe, halten der Kraft der Detonation nicht stand, fallen um und begraben mehrere Personen unter sich. Sie sind zum Teil schwer verletzt, schreien um Hilfe – Panik bricht aus. So stellte sich eine von mehreren Annahmen bei der ersten Übung neu geründeten Dellacher Krisenstabs dar.

Es ist 9 Uhr, als in Dellach die Sirenen zu hören sind und die örtliche sowie umliegenden Feuerwehren und Rettungssanitäter ausrücken. Kurze Zeit später erneuter Alarm: In einem nahegelegenen Waldstück ist ein Waldbrand ausgebrochen, ausgelöst durch einen lodernden Baumstumpf. Zur Unterstützung und Sicherung der Feuerwehr im steilen Gelände steht auch die Bergrettung im Einsatz. Über die Funkgeräte werden von der Leitstelle weitere Vorfälle gemeldet: Zwei Radfahrer sind auf einem abschüssigen Weg gestürzt, in den Kabinen des Sportvereins hat sich ebenfalls ein Brand entwickelt.

Die Gemeinde Dellach gründete einen Krisenstab mit mehreren Freiwilligen
Die Gemeinde Dellach gründete einen Krisenstab mit mehreren Freiwilligen © Katharina Pollan
Der Krisenstab befand sich am Samstag im Gemeinde-Gebäude
Der Krisenstab befand sich am Samstag im Gemeinde-Gebäude © Katharina Pollan

Großangelegte Übung mit allen Einsatzorganisationen

Groß-Schadereignisse wie diese sind zwar selten, ausgeschlossen werden können sie allerdings nicht. Um in Zukunft auf solche und andere schwere Szenarien vorbereitet zu sein, gründete die Gemeinde Dellach unter der Führung von Einsatzleiter und Bürgermeister Johannes Pirker einen Krisenstab, der sich aus zahlreichen Personen aus der Gemeinde zusammensetzt. Deren Aufgaben sind die Koordination von Hilfsmaßnahmen, die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung sowie die Kommunikation mit Behörden und der Öffentlichkeit. Besonderes Augenmerk wird dabei auf den Schutz gefährdeter Bevölkerungsgruppen und die Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur gelegt.

Am Samstag fand gemeinsam mit der Feuerwehr, der Rettung sowie der Bergrettung und der Polizei eine großangelegte Übung statt, um auf den Ernstfall vorbereitet zu sein und die Abläufe zu trainieren. Im Anschluss wurde zu einer Übungs-Pressekonferenz geladen. Die Einsatzleiter der Blaulichtorganisationen berichteten über den aktuellen Stand an den „Unfall-Orten“, wie viele Verletzte es gäbe und wie man weiter vorgehen wolle.

Planungen dauerten ein Jahr

Am Nachmittag kam die Entwarnung: Alle 35 „verletzten“ Personen auf dem Campingplatz konnten gerettet und in das Krankenhaus gebracht werden. Der Waldbrand konnte unter Kontrolle gebracht und gelöscht werden. Gute Nachrichten gab es auch, was die Radfahrer betrifft: Sie wurden versorgt und in das Spital gebracht.

„Ein Jahr dauerten die Planungen für den Krisenstab“, resümiert Pirker am Ende des Tages, der aus Sicht aller Beteiligten nach Plan verlief. Die Einrichtung des Krisenstabes sei ein wichtiger Schritt gewesen, um für Krisenszenarien, wie Naturkatastrophen oder Versorgungsengpässe, vorbereitet zu sein.

Dellachs Bürgermeister Johannes Pirker freut sich über die gelungene Generalprobe
Dellachs Bürgermeister Johannes Pirker freut sich über die gelungene Generalprobe © Sabine Peinhardt

Mitwirkende Einsatzkräfte

Im Einsatz standen 55 Personen der Feuerwehren Dellach, Draßnitzdorf und Stein mit fünf Fahrzeugen, 19 Personen der Bergrettung Oberes Drautal mit zwei Fahrzeugen, 15 Sanitäter des Roten Kreuzes mit zwei Fahrzeugen, zwei Polizeibeamte mit einem Fahrzeug sowie 13 Personen des Gemeindekrisenstabes und 60 weitere Freiwillige, die die Rollen der Opfer übernahmen.