Seit acht Jahren betreut Hannelore Schaar sterbende Menschen und deren Angehörige auf ihrem letzten gemeinsamen Weg. Nach einem persönlichen Schicksalsschlag, zahlreichen Aus- und Weiterbildungen und einem begleiteten Praktikum entschied sich die pensionierte Büroangestellte einer Unternehmensberatungsfirma dazu, ihre Erfahrungen weiterzugeben. Seitdem stellt sie ihre Dienste ehrenamtlich zur Verfügung. „Mein Sohn David ist sehr überraschend verstorben. Wie alle Hinterbliebenen habe auch ich mich gefragt, wie es mir jemals wieder möglich sein wird, weiterzumachen“, schildert die 68-jährige Hospizbegleiterin.

Ihre Antwort fand sie im Glauben. „Sei es Gott, eine höhere Macht, eine Form von Schicksal, Engel, Spiritualität oder der Himmel – es hilft, an etwas zu glauben. Ich bin davon überzeugt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und habe die Erfahrung gemacht, dass es auch meinen Klienten hilft, zu wissen, dass es weitergeht“, sagt Schaar. Ihre Erfahrungen hat sie in dem Buch „Den Sohn verloren – zu Gott und den Engeln gefunden“ verarbeitet.

„Der Sinn des Lebens ist die Liebe“

Obwohl die Hoffnung auf ein Jenseits viele Menschen, die dem Tod gegenüberstehen, eint, ist der Umgang mit ihnen sehr individuell. „Auf Wunsch verbringen wir gemeinsame Zeit. Wir tratschen, trinken Kaffee oder gehen spazieren. Doch es gibt auch Menschen, die es kategorisch ablehnen, in Anwesenheit eines anderen zu sterben. Jeder Tod ist so individuell wie die Menschen, die ihm gegenüberstehen“, so Schaar weiter.

Obwohl es ihre Aufgabe ist, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, hat sie die Tätigkeit viel über das Leben gelehrt: „Der Sinn des Lebens ist in allen Formen der Liebe zu finden. Man sollte nett zueinander sein und sich bemühen, jeden Tag eine bessere Version seiner selbst zu werden.“ Dabei hilft ihr das Ehrenamt, das sie jedem ans Herz legen kann, der es sich zutraut, damit umgehen zu können: „Es ist eine emotional fordernde Aufgabe, aber ich komme immer wieder mit einem Lächeln nach Hause zurück. Es ist unfassbar, wie viel Dankbarkeit die Menschen in sich tragen und wie großzügig mir diese zuteil wird.“

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