Jetzt kommt Bewegung in jenes Projekt der Kelag, das seit Bekanntwerden für Aufregung und hitzige Debatten sorgt: In Kolbnitz an der Möll soll für 200 Millionen Euro ein Schwallausgleichskraftwerk entstehen. Durch den Bau will man einerseits die Schwall-Sunk-Problematik in den Griff bekommen. Andererseits soll der Wasserschwall aus den bereits bestehenden Kraftwerken Außerfragant und Gößnitz zur Stromerzeugung genutzt werden. Dafür soll ein 17 Kilometer langer Druckstollen mit einem Durchmesser von sechs Metern durch die Kreuzeckgruppe gegraben werden, der in das Kraftwerk Kolbnitz münden soll.
Die zentrale Frage, die sich die Bevölkerung, die örtlichen Politik und Unternehmer seitdem stellt: Wie viel Restwasser verbleibt nach dem Bau in der Möll? Weil es bislang keine Antwort gab, baute sich Widerstand auf. Ein Info-Termin der Kelag am Freitag sollte Klarheit bringen. Im Kreise der Bürgermeister von Stall, Flattach, Obervellach, Mallnitz, Reißeck und Mühldorf, Vertretern der Fischerei und der Tourismuswirtschaft präsentierte der Stromerzeuger mehrere Varianten der Wasserführung.
Varianten für Sommer und Winter
In den Wintermonaten habe die Möll eine niedrige natürliche Wasserführung. Das Abflussmodell für diese Zeit sehe vor, dass unterhalb des Kraftwerkes Gößnitz der gesamte Zufluss bis zu einer Basiswassermenge von vier Kubikmeter Wasser pro Sekunde in der Möll verbleibt. „Bei Obervellach, nach Einmündung des Mallnitzbaches, werden es, abhängig vom natürlichen Zufluss aus dem Zwischeneinzugsgebiet, fünf bis zehn Kubikmeter Wasser pro Sekunde sein und vor Kolbnitz sechs bis zwölf Kubikmeter Wasser pro Sekunde“, heißt es vonseiten der Kelag.
Freizeitnutzung im Sommer ist möglich
In den Sommermonaten sei die natürliche Wasserführung der Möll größer. Das dynamische Abflussmodell für die Zeit von Mitte Mai bis Mitte September sieht unterhalb des Kraftwerkes Gößnitz eine Basiswassermenge von acht Kubikmeter Wasser pro Sekunde vor. „Nach der Einmündung des Kaponigbaches in Obervellach werden es bei mittlerem Zufluss aus dem Zwischeneinzugsgebiet rund 14 Kubikmeter Wasser pro Sekunde sein und bei Kolbnitz rund 16 Kubikmeter pro Sekunde“, sagt die Kelag. Mit dieser Wasserführung würde die Möll im Sommer weiterhin für verschiedene Freizeitnutzungen attraktiv bleiben. Allerdings: Der Fluss wird nicht so reißend sein wie mit dem Wasserschwall aus den Kraftwerken Gößnitz und Außerfragant.
Von den Gesprächsteilnehmern wurde ein Lokalaugenschein zu künftig geplanten Wassermengen in der Möll gefordert. Zudem wurde von den Bürgermeistern, Fischerei-Vertretern und vom Tourismus gefordert, dass der Astenbach, Kolmitzenbach und Sabenitzenbach nicht abgeleitet werden dürfen. Über alternative und zusätzliche touristische Projekte werden noch Gespräche geführt.
Versuch abwarten
Mit diesen Vorschlägen sei die Kelag allen Betroffenen einen großen Schritt entgegengekommen, wie Gerd Gradnitzer, Präsident des österreichischen Fischereiverbandes und Rechtsanwalt in Spittal, beurteilt. Ob die vorgeschlagene Restwassermenge ausreiche, soll ein Versuch zeigen, der so schnell wie möglich durchgeführt werden solle. „Das wollen wir definitiv noch abwarten, aber der Termin heute war ein erster positiver Schritt in die richtige Richtung“, sagt er, betont aber, dass es sich bei den Varianten noch um kein Endergebnis handle. „Grünes Licht“ werde es von der Fischerei nur geben, wenn auch der Tourismus damit leben könne.
Als positiv beschreibt Gerhild Hartweger, Obfrau Tourismusverband Mölltal, den Termin. Die vorgeschlagene Restwassermenge gehe in die Richtung, die von der „Gegenseite“ vorgeschlagen wurde. „Wir haben heute eine gute Gesprächsgrundlage gehabt und unsere Wünsche eingebracht. Die Kelag will diesbezüglich nachrechnen, was möglich ist“, sagt sie. Im Sommer sollen noch weitere Gespräche speziell mit Unternehmern aus dem Wildwasserbereich folgen.
Hingegen ist Marko Pristavec mit den Vorschlägen der Kelag alles andere als zufrieden. Er ist der Betreiber von Mölltals größtem Tourismus-Sportbetrieb und Experte im Bereich von Wildwasser, seine Existenz steht mit dem Bau des Kraftwerkes auf dem Spiel. „Am Versuchstag wird die Kelag zeigen, wieviel Wasser in ihren Augen und wie wenig Wasser in unseren Augen, tatsächlich im Fluss sein werden“, sagt er.