Schon im Jänner hat die Gemeinde St. Stefan/Gail den seit 2017 bestehenden Pachtvertrag für das Gasthaus „Ortsburg“ in Vorderberg gekündigt. „Aus heiterem Himmel, ohne jegliche Vorwarnung“, sagt die im Unteren Gailtal bekannte Wirtin Elke Kazianka. Seit 40 Jahren ist sie in der Gastronomie tätig, davon 25 Jahre als selbständige Unternehmerin. „Gerne hätte ich die Zehnjahrespacht erfüllt und vielleicht einige Jahre angehängt, um hier in Pension gehen zu können“, schildert sie. Von Beginn an habe es mit der Gemeinde stets ein gutes Einvernehmen gegeben. Seit zwei Jahren ist die Situation jedoch eine andere. Viele Einheimische kämen nicht mehr ins Lokal. „Den genauen Grund dafür kenne ich nicht“, so die Gastronomin, die allerdings eine Vermutung hegt. Ein einflussreicher Ortsbewohner, mit dem sie vor zwei Jahren einen Streit hatte, hätte infolge offenbar eine Negativkampagne gegen sie gestartet.
Im Raum stehende Vorwürfe
Vorwürfe, wonach sie mit der Pacht im Rückstand sei, weist sie zurück. „Ich tat mir in Zeiten von Corona, wie viele andere Wirte auch, finanziell schwer, aber es gab mit der Gemeinde entsprechende Vereinbarungen“, erklärt Kazianka. Sie setzt sich auch gegen die im Raum stehenden Vorwürfe, wonach sie im Pachtvertrag vereinbarte Öffnungszeiten nach Gutdünken verändere und viel geschlossen hatte, zur Wehr. „Von Mai bis Oktober halte ich täglich offen und verzichte auf einen Ruhetag.“ Den Winter über reduziere sie angesichts der Nebensaison und der teuren Energiekosten den Betrieb auf fünf Tage.
Die Realität ist für sie dennoch ernüchternd: Die Mehrzahl der Vereine bleiben als Gäste aus. „Pensionisten, Jäger und die sonntägigen Kirchgänger sind mir treu geblieben“, resümiert sie. Dass sie häufig schon am Nachmittag schließe, wie Vorderberger wissen, komme vor, sei aber nicht die Regel. Von der Gemeinde St. Stefan/Gail wird auf das laufende Verfahren verwiesen, deshalb gibt es auch keine Stellungnahme. Dem Vernehmen nach sei der Gemeinde ein auf die örtlichen Gegebenheiten abgestimmter Betrieb dieser Lokalitäten besonders wichtig. Kazianka setzt sich gegen den Rauswurf zu Wehr, am Zug ist jetzt das Bezirksgericht Hermagor. Für die zweite Verhandlung am 27. Juni wurden von beiden Seiten weitere Auskunftspersonen namhaft gemacht.