Die Oberkärntner Baubranche blickt auf ein durchwachsenes und herausforderndes Jahr 2023 zurück. Nicht lieferbare Materialien und damit verbundene lange Wartezeiten waren 2022 ein großes Thema und wirkte sich auch auf 2023 aus. Entsprechend bescheiden fiel auch die Benotung der vergangenen Saison durch die heimischen Bauunternehmer aus. „Im Bereich des Einfamilienhausbaus würde ich aufgrund des starken Rückgangs die Note vier vergeben“, sagt etwa Markus Loik von Loik-Bau GmbH, mit Sitz in Hermagor.

Dem kann sich Werner Mayer, Geschäftsführer von Pbr Bau GmbH in Seeboden, anschließen. Laut ihm sei es vor allem für die Mittelschicht schwer geworden, sich ein Eigenheim zu leisten. Schuld daran wären vor allem die gestiegenen Kreditzinsen. „Die Auflagen, um einen Kredit für den Hausbau und die Zinsen sind enorm. Die Bau- und Energiekosten haben wir noch nicht berücksichtigt“, sagt Mayer. Das wären laut ihm günstige Faktoren für den Schwarzarbeiteranteil, der zunehmend wachse.

Werner Mayer: „Das ist für die Mittelschicht nicht mehr leistbar.“
Werner Mayer: „Das ist für die Mittelschicht nicht mehr leistbar.“ © KK/Privat

Einen spürbaren Einfluss im vergangenen Jahr habe der Fachkräftemangel gehabt. Das erforderte von den Unternehmern eine intensivere Rekrutierung und einen erhöhten Aufwand in der Planung und Zuteilung bei den einzelnen Projekten. „Die geburtenstarken Jahrgänge der Boomer-Generation geht in Pension, deshalb müssen rechtzeitig Maßnahmen getroffen werden, beispielsweise bei der Lehrlingsausbildung und den Weiterbildungsmöglichkeiten im Unternehmen“, sagen Christina Steinwender-Winkler und Thomas Steinwender von WinklerBau aus Greifenburg.

Thomas Steinwender und Christina Steinwender-Winkler: „Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Pension.“
Thomas Steinwender und Christina Steinwender-Winkler: „Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Pension.“ © KK/Privat

Abgänge wurden kompensiert

Wegen des schneearmen und milden Winters ist die Baubranche zum Großteil schon in die Saison gestartet. Mit der Auftragslage ist man zufrieden, lautet der Tenor der Unternehmer. Auch was die Mitarbeiter angeht, gibt es gute Nachrichten. „Der überwiegende Teil der Mitarbeiter bleibt uns treu und die Abgänge konnten wir rasch kompensieren“, teilt Heidemarie Pertl-Rainer vom Kolbnitzer Unternehmen Rainerbau mit, die rund 25 Mitarbeiter beschäftigt. Gut aufgestellt ist das Bauunternehmen AC-Bau GmbH aus Spittal. „Stand jetzt haben wir bereits sechs Mitarbeiter und einen Lehrling für dieses Jahr eingestellt und planen, weitere aufzunehmen, um der Nachfrage gerecht zu werden“, erklärt Mitgründer Admir Ajanovic. Bis es richtig losgehen kann, gilt es noch zahlreiche Vorbereitungsarbeiten zu erledigen, etwa die Überprüfung der Bauprojekte, die Organisation von Materialien und die Sicherstellung, dass auch alle Genehmigungen vorliegen.

Heidemarie Pertl-Rainer von Rainerbau beschäftigt heuer 25 Mitarbeiter
Heidemarie Pertl-Rainer von Rainerbau beschäftigt heuer 25 Mitarbeiter © Privat/KK

„Lage hat sich etwas entspannt“

Inwieweit nicht lieferbare Materialien und Wartezeiten auch in dieser Saison Einfluss nehmen, könne man zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer sagen. „Die Lage hat sich etwas entspannt. Wir sind aber noch nicht bei der ‚Just-in-time‘-Mentalität der ‚Vor Corona-Zeit‘ angelangt. Bei gewissen Materialien und Geräten ist dieses Problem noch vakant“, versucht Steinwender-Winkler die Situation einzuschätzen. Diese Meinung teilt auch Ajanovic: „Leider bestehen diese Probleme weiter. Wir arbeiten aber daran, unsere Lieferketten zu stärken und alternative Beschaffungswege zu finden.“

Asmir und Admir Ajanovic leiten gemeinsam die AC-Bau GmbH in Spittal
Asmir und Admir Ajanovic leiten gemeinsam die AC-Bau GmbH in Spittal © KK/Privat
Bei der AC-Bau GmbH sind heuer sechs Mitarbeiter und ein Lehrling beschäftigt
Bei der AC-Bau GmbH sind heuer sechs Mitarbeiter und ein Lehrling beschäftigt © AC-Bau GmbH

„Tourismus investiert mehr“

Innungsmeister und Bauunternehmer Robert Rauter verdeutlicht: „Die Zahlen lügen nicht. Der Einfamilienhaussektor ist um 80 Prozent eingebrochen, weil sich kaum jemand die Finanzierung leisten kann. Die Bundesregierung hat zwar ein Maßnahmenpaket beschlossen, Näheres ist noch nicht bekannt. Die Lage ist ziemlich angespannt.“ Anders zeigt sich die Situation im Bereich des Tourismus, der sehr investitionsfreudig sei. Eine Tatsache, die der Situation in Oberkärnten zugute komme und daher die Auftragslage besser erscheine als in anderen Kärntner Regionen.

Robert Rauter: „Kaum jemand kann sich die Finanzierung leisten.“
Robert Rauter: „Kaum jemand kann sich die Finanzierung leisten.“ © KK/Privat